Bootstour mit vietnamesischer Dschunke in der Halong Bucht
Die im Norden von Vietnam gelegene Bucht von Halong ist bekannt für seine mächtigen aus dem Wasser ragenden Kalkfelsen undfür die unzähligen Inselberge. Die Region gilt schlicht als eine der eindrücklichsten Meereslandschaften der Welt. Eine Bootstour oder Kreuzfahrt durch die Halong Bay gehört zu den beliebtesten Highlights auf einer Reise durch Vietnam.
«Ha Long» bedeutet so viel wie «der untertauchende Drache», da nach einer Legende ein großer Drache mit seinem wilden Getue und dem peitschenden Schwanz die Landschaft formte. Als der Drache ins Meer abtauchte, wurde die Gegend überflutet und es entstand die Halong Bay. Der in die deutsche Sprache abgeleitete Begriff «Drachenbucht» ist jedoch nicht sehr geläufig.
Nach einem geologischen Gesichtspunkt wurde die surreale Landschaft durch die Erosion, die Gezeiten der Wasserkraft und das Wetter mit starken Winden geformt. Entstanden sind Hunderte von Karstfelsen, die mehrere Dutzend Meter aus dem Wasser ragen können und scheinbar unendlich viele Inseln und Eilande. Einige Inseln haben schönste Sandstrände, einige versteckte Höhlen, andere wiederum sind unzugänglich. Bei einer Bootsfahrt mit Übernachtung lässt sich das Weltnaturerbe auf ganz eigene Art entdecken.
Von Hanoi nach Halong-Stadt
Hanoi ist die chaotische Hauptstadt der sozialistischen Republik Vietnam. Hier scheint jede Hotelrezeption und jedes Reisebüro eine Tages- oder Mehrtagestour in die berühmte Halong Bay anzubieten. Da musst du einfach jemandem das Vertrauen aussprechen und dich auf das Abenteuer einlassen. Alternativ findest du bei GetYourGuide von anderen Reisenden empfohlene Angebote.
Die Fahrt von Hanoi nach Halong City dauert rund 3-4 Stunden. Trotz der eigentlich tollen Lage an der Bucht, gibt Halong City nicht viel her. Die wenig geschmackvollen Hochhäuser hinterlassen einen eher enttäuschenden Eindruck. Also steuern wir direkt den Hafen an.
Im Hafen von Halong City
Eine stattliche Anzahl traditioneller vietnamesischer Dschunken und kleiner Kreuzfahrtschiffe schaukelt bei den Stegen im Hafen von Halong City. Das Tankschiff ist auf Rundtour. Es pumpt lärmend den notwendigen Antriebsstoff in die Boote und hüllt uns in eine stinkende Wolke. Zahlreiche Passagiere haben sich eingefunden und schauen sich gespannt um, welches Boot denn nun ihres sein werde. Dazwischen zwängen sich junge Burschen, welche schwere Lasten mit Esswaren und Getränken austragen müssen. Und wie immer sind da noch etliche Vietnamesen, die rauchend und schwatzend das ganze Getümmel gelassen beobachten. Vielleicht sind sie auch Köche, Matrosen oder Tourenführer. Das weiß man nie genau, bis man sie im Einsatz sieht.
Passagier oder Pirat
Endlich winkt jemand unserer brav wartenden Gruppe von wild zusammengewürfelten Backpackern zu – jedoch von einem Kahn außerhalb der Reichweite der Pier. Doch die Handbewegung ist unmissverständlich, wir sollen über die anderen Schiffe herüberklettern. Nun ist es gar nicht so einfach, diese akrobatische Route über schwankende Planken der schaukelnden Dschunken mit all dem Gepäck zu meistern. Statt wie ein Passagier beim Boarden, kommen wir uns eher wie Piraten beim Kentern vor. Aber alle schaffen es ohne frühzeitig baden zu gehen und der Halong Phoenix Cruiser ist erobert.
Bootstour durch die Halong Bay
Ein Boot nach dem anderen legt nun ab und praktisch in Einerkolonne tuckern sie hinein in die bekannte Halong Bay. Ehe wir uns versehen, befinden wir uns mitten in den bizarr geformten Kalksteininseln, von denen viele mit Pflanzen überwachsen sind, mit dem dunkelblau glitzernden Ozean als farblichen Kontrast.
Höhle der Überraschungen
Die Insel Bo Hon wird durch das eindrückliche Höhlensystem Sung Sot (Höhle der Überraschungen) durchzogen, welches wir bei unserem ersten Stopp erkunden können. Es ist eine der größten und schönsten Höhlen in der Halong Bucht. Entsprechend viele Boote ankern hier und für unseren Geschmack nehmen zu viele Traveller gleichzeitig die Insel in Beschlag.
Vom Dock unten steigen wir etliche Stufen zum Eingang der Grotte hinauf. Die erste Kammer, bekannt als «Wartezimmer», ist riesig, mit Stalagmiten und Stalaktiten geschmückt und von bunten Lichtern beleuchtet. In die zweite Kammer gelangen wir durch einen schmalen Gang. Die Höhe und Ausmaße sind eindrücklich, wie auch die Felsformationen.
Mit dem Kayak durch das schwimmende Dorf
Spaß macht auch eine Tour mit den Kayaks, welche bei einer aus Ölfässern und Brettern zusammen gewerkelten Plattform ausgeliehen werden. Der Wellengang ist zwar nicht sehr hoch hier, trotzdem müssen wir als Laien-Paddler auf der Hut sein, nicht allzu nahe an die Felsklippen zu geraten.
Nachdem ich schon um einige Felspfeiler gepaddelt bin, entdecke ich plötzlich weitere schwimmende Plattformen mit Häusern darauf. Tatsächlich leben hier einige Fischerfamilien, jede auf einer eigenen künstlichen Insel.
In kleinen Käfigen züchten die Dorfbewohner Fische für den Eigengebrauch und den Verkauf. Sie ernten Seeschnecken und Muscheln, um so ihr Einkommen aufzubessern. Wie ich mir später erklären lasse, leben sie hier immer noch vom Tauschgeschäft mit Händlern vom Festland. Fische und Meeresfrüchte gegen Benzin, frisches Wasser und andere Lebensmittel.
Einige Fischer sind mit ihrem letzten Fang beschäftigt, andere wiederum schaukeln auf Hängematten im Takt der Wellen. Frauen halten verwundert die Köpfe aus den Fenstern. Die jüngere Generation vergnügt sich mit dem Element Wasser.
Achtung Arschbombe
Einige Kinder proben «zufälligerweise» genau jetzt die perfekte Ausführung der Arschbombe. Das offensichtliche Ziel ist uns möglichst nass zu bekommen. Der mutigste und schnellste Junge schwimmt mir sogar nach und setzt sich frech auf das Hinterteil des Kanus. Zur Belustigung aller Beobachter fängt er jetzt an zu tanzen und singen, bis ich ihn mit einem abrupten Manöver wieder ins Wasser befördere. Alle haben ihren Spaß.
Abendstimmung Halong Style
Für die Nacht ankert das Boot, wie könnte es auch anders sein, idyllisch von Felspfeilern umgeben mitten in der Halong-Bucht. Ein Nachtschwimmen und ein feines Abendessen mit frischen Meeresfrüchten runden den abenteuerlichen Tag ab. Zu fortgeschrittener Stunde begebe ich mich aufs Oberdeck und genieße die traumhafte Kulisse des Naturwunders mit den funkelnden Sternen und dem spärlich leuchtenden Sichelmond.
Rund um die Insel Cat Ba
Ich erwache am nächsten Morgen mit dem Aufheulen des Motors. Der Kapitän nimmt Kurs auf Cat Ba, der größten Insel in der Halong Bucht. Die Passagiere frühstücken Omeletten mit Wassermelonen, dazu einen starken Kaffee. Wir umfahren die Insel Cat Ba mit ihren Felsklippen, den vom Dschungel bedeckten Hügeln und den kleinen, versteckten Sandbuchten.
Wir legen auf der westlichen Seite der Insel an, besichtigen eine Fischfarm und eine weitere Höhle. Nur eine kurze Fahrt später wirft der Kapitän den Anker bei einer vorgelagerten Insel, damit wir an einem herrlichen Sandstrand baden und schwimmen können.
Skyline von Cat Ba
Die Ortschaft Cat Ba trifft einen völlig unerwartet mitten in den Nerv des guten Geschmacks. Die Häuser, respektive Hotels, die vorne an der Bucht stehen, scheinen viel zu hoch und überproportioniert für den kleinen Ort und die kleine Insel. Der attraktive Hintergrund mit den von grüner Vegetation überwachsenen Karstberge macht das nur teilweise wett. Und doch versprüht der Ort einen gewissen Reiz. Einem Drink in einem der Cafés an der Meeresfront können wir nicht widerstehen.
Outdoor Abenteuer auf Cat Ba
Der Rest der Insel ist relativ unberührt, wild und urtümlich. Ein beträchtlicher Teil davon ist im Cat-Ba-Nationalpark geschützt. Outdoor-Aktivitäten sind angesagt. Wenn du gerne kletterst, kannst du an den Karstklippen mit traumhafter Kulisse deine Leidenschaft ausüben. Ganz reizvoll ist eine Kanutour entlang der Küste der Insel, auf eigene Faust oder in einer geführten Gruppe. Mit einem Mountainbike kannst du die Umgebung bis an die Westküste erkunden. Oder unternehme eine Wanderung in das hügelige Hinterland der Insel. Du kannst zum Beispiel zum Cannon Fort hochsteigen, ein rund 20-minütiger Fußweg. Das prächtige Panorama entschädigt für den schweißtreibenden Aufstieg. Zum Schwimmen empfehlen wir die Cat Co Bucht, rund zehn Gehminuten von der Ortschaft in südöstliche Richtung.
Falls du ohne Zeitdruck hier bist, kannst du eine Tagestour in die Lan-Ha Bucht unternehmen. Sie steht der Halong Bay in Sachen Schönheit in nichts nach. Obendrein verderben deutlich weniger Touristenboote das ursprüngliche Erleben der Natur.
Mystischer Morgen
Am dritten Tag der Tour durchkreuzt der Phoenix Cruiser nochmals das eindrückliche Labyrinth aus Felspfeilern der Halong Bay. Der Himmel ist grau und die aus dem Ozean ragenden Felsen sind von einem hartnäckigen Nebelschleier umhüllt. Die mystische Stimmung hat ihren ganz besonderen Reiz.
Rückkehr zum Festland
Doch Einsamkeit sucht man hier vergebens. Die meisten Boote befahren sehr ähnliche Routen und so tauchen alsbald etliche weitere kleine Kreuzfahrtschiffe auf. Wir amüsieren uns diese zu zählen, was bei dem Nebel ein schwieriges Unterfangen ist. Es bleibt auch genügend Zeit an Bord für Muße, einfach entspannen und die atemberaubende Landschaft bewundern.
Offensichtlich haben auch die Bootsführer ihren Spaß. Ein befreundeter Kahn richtet sich uns parallel aus und die beiden Kapitäne rufen sich gegenseitig was zu, während die Motoren zu Höchstleistungen angetrieben werden. Es scheint wie eine Art Bootsrennen. Schlussendlich laufen wir am frühen Nachmittag wieder in den Hafen von Halong City ein.
Fazit der Reise
Unbestritten ist die Landschaft mit dem mit Karstfelsen durchsetzten Meer ungemein reizvoll und gilt nicht umsonst als ein Weltwunder der Natur. Doch sind ganz einfach zu viele Boote und zu viele Reisende unterwegs und schmälern das Naturerlebnis in unseren Augen beträchtlich. Wenn du diesen Fakt nicht scheust, wird dich die Bootstour begeistern. Wenn du Natur pur und Stille suchst, ist die Halong Bay der falsche Ort.
Reiseinformationen und Tipps
Die passende Tour buchen
In Hanoi hat jedes Reisebüro und wohl auch jedes Hotel ein Bootstour in die Halong Bay im Angebot. In einigen Unterkünften wirst du sogar genötigt mit ihnen die Tour zu unternehmen. Online kannst du zum Beispiel über die Reiseplattform GetYourGuide eine Bootstour buchen. Abhängig von deinem Budget wählst du ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff aus oder gibst einem traditionellen, vietnamesischen Holzschiff den Vorrang. Plane mindestens eine, besser zwei Übernachtungen ein – es gibt viel zu sehen und zu erleben.
Du kannst unter anderem verschiedene Inseln, Strände, Dörfer und Grotten entdecken, mit Gelegenheit zum Schwimmen, Angeln, Schnorcheln, Kayakfahren und Trekking. Der Besuch einer Fischfarm oder Perlenzucht.
Einige Boote bieten auch vietnamesische Kochkurse, Tai-Chi oder Yoga-Lektionen an. Dazu abends eine Party auf dem Sonnendeck… Kläre gut ab, was auf dem Reiseprogramm steht und was inkludiert ist. Je nach Vorliebe kann die eine oder andere Aktivität ein Grund sein genau diese Tour zu buchen oder zu vermeiden.
Wir reisten mit Halong Phoenix Cruiser und waren durchwegs zufrieden. Wenn wir jedoch deren Webseite nun einige Jahre später anschauen, sind andere Schiffe im Einsatz und es scheint teurer und luxuriöser geworden zu sein.
Jedenfalls empfehlen wir unbedingt eine 3-tägige Tour zu unternehmen, mit einem Aufenthalt auf der Insel Cat Ba. Die Kosten betragen rund USD 200-250 für ein mittelklassiges Boot. Inkludiert ist dabei der Transfer von Hanoi zur Anlegestelle des Bootes und nachher wieder zurück, drei Tage auf dem Mini-Kreuzfahrtschiff mit Vollpension, Eintrittspreise und ein englischsprachiger Guide. Für die Kanutour mussten wir zusätzlich bezahlen, je nach Anbieter ist dies jedoch bereits eingerechnet.
Alternatives Reiseziel
Bist du lieber unabhängig und abseits der großen Touristenströme unterwegs? Hier unser Tipp! Nimm ein Schnellboot von Halong City direkt zur Insel Cat Ba. Von dort kannst du einen Tagesausflug oder auch einen Trip mit Übernachtung in die weniger überlaufene Lan-Ha Bucht unternehmen. Sie steht der Halong Bay in Sachen Schönheit in nichts nach und weist ebenfalls eine stattliche Anzahl faszinierender Karstkegel auf.
Beste Reisezeit
Als ideale Reisezeit für einen Besuch der Halong Bay erachten wir die Monate Oktober bis Dezember. Meist präsentieren sich ein blauer Himmel und angenehme Temperaturen.
Im Januar bis März ist es kühler und regnerisch, was zur Bildung von Nebel führen kann. Dies beeinträchtigt einerseits die Sichtweiten, kann jedoch auch eine einmalige Stimmung heraufbeschwören.
Vom Mai bis September wird das Klima schwüler und Gewitterstürme sind wahrscheinlicher.
Als Hochsaison gelten die Monate Juni und Juli, mit einem hohen Andrang von Reisenden. Da wird ein Foto eines Karstkegels ohne Touristenboot schon fast zur Herausforderung.