Von den Anden runter in die tropischen Yungas
El Choro Trek, Choro Trail oder Camino Choro – ist ein und derselbe Wanderweg, einer der bekanntesten und beliebtesten in Bolivien. Schon die Inka benützen diese Route um vom Hochland der Anden in den Regenwald zu gelangen. Die Trekking Tour kannst du in drei Tagen unternehmen, auf eigene Faust oder mit einem Guide in einer kleinen Gruppe.
Der Choro Trail ist auch äusserst einfach zugänglich, der Ausgangspunkt liegt nur etwa 10 km von La Paz entfernt. Nach einem kurzen Aufstieg auf den Abra Chukura Pass, gilt es über 3000 Höhenmeter in den tropischen Bergwald der bolivianischen Yungas hinab zu wandern. Somit erlebst du sehr unterschiedliche Vegetationszonen. Der idyllisch gelegene Ort Coroico anerbietet sich um einige Tage auszuspannen.
Wir befinden uns auf einer längeren Reise durch Bolivien und ganz Südamerika, deshalb haben wir gar nicht die passende Ausrüstung dabei, insbesondere fehlt uns ein Zelt. Nur schon deswegen sind wir auf die Kooperation mit einem spezialisierten Veranstalter angewiesen. Wir haben uns für eine geführte Tour mit einem lokalen Guide entschlossen und diese in einer der vielen Agenturen in der Altstadt von La Paz vor Ort gebucht.
1. Tag: (La Paz –) La Cumbre – Challapampa
- Wanderzeit ca. 6 Stunden
Am vereinbarten Zeitpunkt holt uns unser Guide pünktlich im Hotel ab, eine Charaktereigenschaft die nicht selbstverständlich ist in Bolivien. Zwei Bolivianer werden uns und ein italienisches Paar auf dem Trekking begleiten.
Mit einem Bus gelangen wir bis La Cumbre, dem mit 4670 m höchsten Punkt der Passstraße von La Paz nach Coroico. Hier beginnt auch die berüchtigte Todesstraße, die vormals gefährlichste Straße der Welt. Heute gibt es auf der anderen Talseite eine moderne Verbindungsstraße und die Gefährlichkeit ist entschärft. Wir beobachteten einige Mountainbiker, wie sie sich auf die Abfahrt auf dem »Camino de la Muerte« vorbereiteten. Was die Biker in einigen Stunden an Höhe vernichten, wollen wir zu Fuß in drei Tagen auf dem Camino Choro erreichen.
La Cumbre – Ausgangspunkt des Trekkings
Nachdem wir uns bei den Nationalpark Behörden registriert haben, wandern wir auf den Abra Chukura Pass hoch, bis auf fast 5000 m. Dies ist auch schon der strengste Aufstieg. Von nun an wird es mit wenigen Ausnahmen bergab gehen.
Wir spüren die reduzierte Sauerstoffgehalt auf dieser Höhe. Das Vorwärtskommen wird erschwert, jeder Schritt scheint doppelt Kraft zu kosten. Vereinzelt liegen Schneefelder und die bittere Kälte macht uns zu schaffen. Beim Deutschen Alpen Verein (dav-summit-club.de) erhältst du wertvolle Tipps über das richtige Verhalten in der Höhe und die Akklimatisation.
Anfänglich raubt uns dichter Nebel jegliche Aussicht. Doch die Inka-Gottheit des Wetters meint es wohl gut mit uns, die Sonne dringt durch und bald präsentiert sich das mächtige Gebirge der Anden in voller Pracht. Wir sind hell begeistert, was für ein Auftakt.
Ein steiniger Weg führt immer tiefer ins Tal hinunter und nach etwa zwei Stunden liegen die Schneefelder hinter uns. Hie und da sehen wir einsame Bauern, welche ihre Lama Herden hüten. Meist dominiert die Einsamkeit und Stille der Natur. Ein anfänglich noch kleiner Bach ist unser treuer Begleiter und ein Garant für frisches Trinkwasser. Gegen 5 Uhr erreichen wir Challapampa, eine kleine Ansammlung von Hütten, wo wir unsere Zelte für das erste Nachtlager aufschlagen.
2. Tag: Challapampa – Choro – San Francisco
- Wanderzeit ca. 5 Stunden
Da über die Weihnachtsferien erstaunlich viele junge, einheimische Wanderer unterwegs sind, herrscht schon früh morgens viel Betrieb im Camp. Wir beschließen nur schon deshalb früh aufzubrechen.
Es hat geregnet in der vergangenen Nacht. Der steil abwärts führende Weg ist sehr schlammig und glitschig, was auch zu einigen Ausrutschern führt. In einigen Reiseführern wird sogar davon abgeraten, den Choro Trek in der in Bolivien nun herrschenden Regensaison anzugehen. Aber schlussendlich ist alles halb so schlimm, nass und schmutzig wird man auch anderswo.
Je tiefer runter der Pfad führt, desto dichter wird die Vegetation und desto mehr Tiergeräusche sind zu vernehmen. Gegen Mittag erreichen wir Choro, sprich einige Hütten mit einem Großvater und Enkel, die Getränke verkaufen. Die Lichtung ist ein idealer Rastplatz. Der Rücken ist auch dankbar, den Rucksack wiedermal abgeben zu können. Und die Füße erfreuen sich an einem erfrischenden Bad im Rio Chukura. Viele bunte Schmetterlinge genießen diesen idyllischen Ort ebenso wie wir Wanderer.
Hängebrücke über den Rio Chukura
Auf einer in dieser Abgeschiedenheit zu modern erscheinender Hängebrücke, ein Projekt der europäischen Entwicklungshilfe, überqueren wir den Fluss. Auf der anderen Seite des Flusses geht es heute das erste Mal so richtig aufwärts. Der Pfad führt in dichtem Wald der Bergflanke entlang gegen oben. Nur ab und zu erhaschen wir einen Blick auf die grünen Berghänge und den nur als weißen Strich erkennbaren Chukura Fluss.
Die nächste Herausforderung ist das tief eingeschnittene Coscapa Tal. Was per Luftlinie zwei Minuten gedauert hätte, beansprucht nun etwa zwei Stunden. Ein dichter, grüner Wald an den steilen Hängen des Bergmassivs und der Fluss zuunterst im V-Tal prägen die andine Landschaft. Wieder vorne im Haupttal angelangt, fehlt nicht mehr viel bis San Francisco, dem heutigen Lagerplatz. Glücklicherweise sind wir unter den Ersten und können somit einen der besseren und zudem gedeckten Zeltplatz ergattern. Sogar eine auf einer Plattform über dem Schluchtenrand errichtete Dusche bietet das Camp.
Den Abend verbringen wir mit einigen einheimischen Bergführern, welche uns geduldig versuchen ihre Muttersprache Aymará beizubringen. Beim Karten spielen hat sich die Zeit unbemerkt bis Mitternacht vorgemogelt – Zeit zum Schlafen also.
3. Tag: San Francisco – Chairo (– Coroico)
- Wanderzeit ca. 4.5 Std
Über Nacht hat es reichlich geregnet und das Strohdach hat einen guten Dienst erwiesen. Ein nasses Zelt wäre zudem deutlich schwerer zu tragen. Noch in den dunklen Morgenstunden machen wir uns auf den Weg. Unser erstes Ziel ist die Casa Sandillani, wo ein aus irgendwelchen Gründen hier hängen gebliebener, wohl fast 90-jähriger Japaner allen Wanderern sein Gästebuch zum Eintragen vorlegt.
Auf der letzten Etappe stechen wir runter an den nun stattlichen Fluss Rio Huarinilla. Nach etwa zwei weiteren Stunden erreichen wir Chairo, den Endpunkt des Choro Trails. Wenn man die richtige Anzahl Bolivianos offeriert, gibt es von hier Transportmittel bis nach Coroico.
Du kannst auch bis Coroico weiter wandern, das sind ca. 17 km bis Yolosa und dann noch 8 km den Berg hoch bis Coroico. Doch im Vergleich zum abenteuerlichen Weg der letzten Tage, ist diese Fahrpiste nicht mehr gleich attraktiv.
In den Yungas und Coroico
Im Städtchen Coroico kannst du so richtig schön ausspannen, nach immerhin drei Tagen in der Wildnis der Anden. Der auf 1750 m gelegene Ort ist von Hügeln mit Kaffee- und Früchteplantagen umgeben. Ganz interessant ist der Besuch der Tierauffangstation Senda Verde (Website). Die Institution kümmert sich um kranke, misshandelte und verlassene Wildtiere, wie Affen, Bären und Papageie.
Wir sind noch zwei Nächte in Coroico geblieben, würden wir jedenfalls so empfehlen. Hier zwei Hoteltipps:
- Preisgünstig | Hotel Gloria*
Das Hotel ist etwas in die Jahre gekommen. Die Zimmer sind einfach, aber zweckmässig. Die Lage ist sehr schön, mit einer tollen Aussicht. - Mittelklasse | Hotel UMA Experience*
Die Lage der Unterkunft ist absolut atemberaubend. Gemütliche, stilvolle und geräumige Zimmer mit bequemen Betten und ein schöner Poolbereich.
Wissenswertes & Tipps zum Choro Trek
Schwierigkeit
Die Trekking-Tour ist relativ einfach, eine gewisse Grundfitness vorausgesetzt. Es geht überwiegend bergab mit nur wenigen Steigungen. Wegen der anfänglich doch beachtlichen Höhe zwischen 4000 bis 5000 m, solltest du die Tour trotzdem nicht unterschätzen. Eine mehrtägige Akklimatisation in La Paz ist empfehlenswert, bevor du sportlich aktiv wirst.
Dauer der Tour
Drei Tage sind ideal, um den Choro Trek ohne größere sportliche Anstrengung zu begehen. Es bleibt genügend Zeit die Wanderung zu genießen und du hast nach der Ankunft im Camp mehr Spielraum zum Kochen, Erkunden und Genießen der Umgebung.
Ausrüstung
Der Choro Trail kann nur mit einem Zelt (oder Biwak) bewältigt werden, es gibt keine alternativen Unterkünfte. Ein Zelt von Tatonka wurde vom lokalen Veranstalter zur Verfügung gestellt. Ein warmer Schlafsack ist unerlässlich, hier setzen wir seit etlichen Jahren auf Jack Wolfskin.
Zum Wandern empfiehlt sich ein stabiler, wasserdichter Trekkingschuh. Wir haben gute Erfahrungen mit der Marke Lowa gemacht. Bei den Kleidern unbedingt verschiedene Schichten mitnehmen (Zwiebelprinzip). Es ist anzuraten, immer eine lange Hose zu tragen. Praktische Feldhosen schützen die Beine vor kleinen Verletzungen im unwegsamen Gelände. Vorhergehend unser Tipp, wo du passende Hosen bestellen kannst. Wir haben bei Räer auch eine warme Jacke bestellt.
Anfänglich hoch oben in den Anden kann es sehr kalt sein, am letzten Tag herrscht ein warmes, tropisches Klima. Atmungsaktive, schnelltrocknende Outdoor-Kleider leisten wertvolle Dienste. Gut sortierte Shops bieten viele Ausrüstungs- und Kleidungsstücke an, die sehr platzsparend auf längeren Trails mitgenommen werden können.
Falls du eine größere Reise durch Bolivien planst und die Ausrüstung nicht von zu Hause mitschleppen möchtest, kannst du bei einigen Anbietern auch gewisse Ausrüstungsgegenstände ausleihen. Allenfalls sind diese auch in einem Tour-Arrangement inkludiert, was beim Zelt oft der Fall ist. Alternativ gibt es in La Paz, in der Calle Illampu, einige Outdoor-Shops. Diese haben einige bekannte Outdoor-Marken im Sortiment, wie auch preisgünstigere Artikel, meist von minderwertiger Qualität. Besorge dir die Ausrüstung besser bereits im Heimatland, da diese in Bolivien nur limitiert verfügbar ist.
Proviant und Wasser
Wasser kannst du an den Bächen regelmäßig nachfüllen. Für heiklere Mägen sind Tabletten zum Purifizieren des Wassers nützlich. Ein Wasserfilter ist nicht notwendig. Bei einigen Camps und bei geschäftstüchtigen Einheimischen kannst du Getränke und in bescheidener Form Proviant besorgen. Darauf verlassen solltest du dich jedoch nicht.
Mit Guide oder selbstständig?
Die Wanderroute ist einfach zu finden, ein Guide ist also nicht unbedingt notwendig. Aber bei einem Trekking Guide geht es ja nicht nur um die Route. Ein einheimischer Führer kann viel Wissen über Land und Leute vermitteln. Dazu ermöglicht es die Schaffung von Arbeitsplätzen, in einem Land mit wenig Perspektiven.
Falls du kein Spanisch sprichst und einen englischsprachigen Guide wünschst, solltest du dies unbedingt unmissverständlich klären bei der Reiseagentur. Wir haben Gruppen getroffen, da reichten die versprochenen Sprachkenntnisse der Bolivianer nicht aus, um mehr als einige Instruktionen weiterzugeben.
Agentur und Veranstalter
Reiseagenturen in La Paz bieten ein Paket mit Guide, Verpflegung und Ausrüstung inklusive Zelt an, zu einem ansprechenden und fairen Preis- Leistungs-Verhältnis. Wie oben erwähnt, unbedingt die Sprachkenntnisse des vorgesehenen Guides bestätigen lassen. Idealerweise vereinbarst du ein vorgängiges Treffen und lädst ihn zu einem Kaffee ein.
Zudem stellt sich die Frage, ob du die Ausrüstung und Proviant selbst trägst oder ob ein Träger angeheuert wird. Je nach deinem Formstand und Erfahrung mit Trekkings, ist dies durchaus lohnenswert, der Wanderspaß ist bei einem leichten Rucksack ungemein höher. Möglicherweise müssen die Kosten für Zeltplätze und Wegzoll unterwegs selbst bezahlt werden. Auch dies solltest du vorher abklären und absprechen.
Leider erst später haben wir den empfehlenswerten Veranstalter Magri Turismo kennengelernt, welche auch eine Eco-Lodge auf der Sonneninsel betreiben. Kannst sie gerne kontaktieren, ob sie dir auch die Tour auf dem Camino Choro organisieren können.