Valle Chacabuco, Piedra Clavada und El Furioso Trail
Der Parque Nacional Patagonia liegt im mittleren Teil Patagoniens, südlich des riesigen Sees Lago General Carrera. Der Nationalpark ist dank der Initiative der amerikanischen Philanthropen Douglas und Kristine Tompkins entstanden. Die beiden Orte Chile Chico und Cochrane sind die Ausgangspunkte für die Erkundung des Naturschutzgebietes. Wir haben den Sektor im Valle Chacabuco und bei Piedra Clavada auf Wanderungen erkundet und den legendären El Furioso Trail mit dem Mountainbike befahren.
Douglas und Kristine Tompkins und die Schaffung des Nationalparks
Douglas Tompkins ist ein US-amerikanischer Unternehmer und Gründer der Outdoor-Marke The North Face und des Modelabels Esprit. Kristine Tompkins war beim US-amerikanische Outdoor-Unternehmen Patagonia, ein Hersteller für hochwertige Bekleidung und Ausrüstung für diverse Outdoor-Aktivitäten, als CEO tätig.
In den späten 1980er-Jahren zogen sie sich aus der Geschäftswelt zurück, um sich dem Naturschutz in Südamerika zu widmen. Sie zogen nach Patagonien und begannen mit ihrer Stiftung »Tompkins Conservation« große Landflächen in Chile aufzukaufen.
Die Organisation begann danach umgehend mit der Renaturierung des Sektors beim Valle Chacabuco und anderen Gebieten rund um das Tal. Man entfernte Tausende Kilometer Zäune der früher ansässigen Estancias (Farm), förderte die Wiederansiedlung bedrohter Tierarten, schuf ein Netzwerk von Wanderwegen und initiierte damit den nachhaltigen Tourismus in Patagonien.
Nach Jahren als privates Naturschutzgebiet wurden 2018 über 400’000 Hektar Land an den chilenischen Staat übergeben. Zusammen mit angrenzenden Schutzgebieten wurde daraus der Parque Nacional Patagonia geschaffen.

Sektor Valle Chacabuco
Cochrane – das Tor zur Wildnis Patagoniens
Cochrane ist eine kleine, abgelegene Stadt in der Region Aysén im südlichen Chile. Mit seiner guten Infrastruktur mit den vielfältigen Unterkünften und Hotels, ist es der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung des westlichen Teils des Patagonia Nationalparks.
Die Kleinstadt mit rund 3000 Einwohnern liegt am Ufer des Río Cochrane und unweit des gleichnamigen Sees. Die Straßen sind gesäumt von einfachen, bunten Häusern mit Wellblechdächern, während in der Ferne die Gipfel der Anden aufragen. Cochrane dient als wichtiges Versorgungszentrum für Abenteurer und Naturliebhaber, die die Region erkunden möchten. Von hier aus sind der Nationalpark Patagonia und das Chacabuco-Tal leicht erreichbar, ebenso wie die wilden, abgelegenen Fjorde der Umgebung.
Obwohl Cochrane klein ist, spürt man hier den Pioniergeist Patagoniens – die Bewohner sind herzlich und leben oft von Landwirtschaft, Viehzucht oder Ökotourismus. Kleine, familiäre Hotels und Restaurants sorgen sich um das Wohlbefinden der Reisenden.
Hotel und Unterkunft
- Budget | Hostel Casa Raices*
Eine preisgünstige Option, mit einer gemütlichen Lounge und beliebten Hängematte im Garten. - Mittelklasse | Hotel Ultimo Paraiso*
Das letzte Paradies – tönt doch vielversprechend. Tatsächlich haben wir uns sehr wohl gefühlt in diesem zentral in Cochrane gelegenen Hotel. Geschmackvoll eingerichtete Zimmer und die wundervollen Gastgeber haben uns morgens mit einem großzügigen Frühstück verwöhnt.
Centro de Visitantes Chacabuco
Von der nächstgelegenen Stadt Cochrane sind es etwa 18 Kilometer auf einer gut ausgebauten Schotterstraße bis zum Besucherzentrums des Parque Nacional Patagonia. Es ist das wichtigste Informations- und Empfangszentrum des Nationalparks.
Die Ausstellung im Museum zeigt die faszinierende Transformation des Tals, von einer ehemaligen Schaffarm hin zu einem blühenden Nationalpark. Große Tafeln und interaktive Displays erzählen von der Vision von Douglas und Kristina Tompkins, der Wiederherstellung der Natur und der Rückkehr bedrohter Tierarten. Obwohl wir ursprünglich gar nicht hier anhalten wollten, waren wir schlussendlich dankbar für die Fülle an wissenswerten Hintergrundinformationen rund um den Nationalpark, wir können dir den Besuch wirklich empfehlen.
Tierarten im Nationalpark
Im Sektor Valle Chacabuco stehen Wildtiere im Mittelpunkt. Tausende Guanakos durchstreifen die Grassavannen und das Hochland. Sie sind wildlebende Verwandte der Lamas und gehören zur Familie der Kamele. Guanakos lieben die trockenen Steppen und Gebirgsregionen Patagoniens. Bestimmt wirst du ebenfalls zahlreiche Tiere sichten.
Der vom Aussterben bedrohte Andenhirsch »Huemuls« findet im Nationalpark den notwendigen Schutz. Auch der Strauß-Verwandte »Nandu« war im Süden Chiles beinahe ausgestorben, bevor die Tierart hier im Parque Nacional Patagonia wieder angesiedelt wurde. Große Kaninchen hoppeln regelmäßig über die Wanderwege. Besonders vor Sonnenuntergang hast du zudem gute Chancen einen Puma zu sichten. Wir haben am Ufer des Rio Chacabuco eine Wildkatze gerade noch erkannt, bevor der Puma im Gebüsch verschwunden ist.

Erkundung des Valle Chacabuco
Das Chacabuco-Tal bildet das Herzstück des Patagonia-Nationalparks. Die Landschaft ist geprägt von weiten Graslandschaften, sanften Hügeln, kristallklaren Flüssen, malerischen Lagunen und majestätischen Bergen.
Der Rio Chacabuco entspringt zwischen dem Cerro Lucas Bridges und dem Cerro Baker, letzterer befindet sich an der Grenze zwischen Argentinien und Chile, in der Nähe des Roballos-Passes. Der Fluss fließt in westlicher Richtung und mündet nach etwa 76 Kilometern in den Rio Baker, den wasserreichsten Fluss Chiles.
Für Besucher bietet das Tal zahlreiche Aktivitäten. Ein gut ausgebautes Netz von Wanderwegen ermöglicht es, die vielfältigen Landschaften zu Fuß zu erkunden. Die Wanderung »Lagunas Altas« beispielsweise führt durch die Graslandschaften des Tals und bietet beeindruckende Ausblicke auf die umliegenden Gipfel und Seen. Dieser anspruchsvolle Rundweg erstreckt sich über rund 22 km mit einem Höhenunterschied von gerundet 1000 m. Die Wanderung dauert zwischen 7 und 8 Stunden und beginnt am Camping West Winds, in der Nähe des Verwaltungszentrums des Valle Chacabuco. Unterwegs passiert man mehrere Hochlandlagunen und genießt beeindruckende Ausblicke auf die umliegende Bergwelt.
Eine weitere spannende Wanderung oder MTB-Tour führt über auf dem El Furioso Trail die Bergflanke hoch. Siehe weiter unten für eine detaillierte Beschreibung.
Paso Roballos nach Argentinien
Die Zubringer in den Parque Nacional Patagonia sind die Straßen von Puerto Guadal oder Cochrane und dann auf der X-83 genannten Passstraße rein ins Tal. Am Ende des Valle Chacabuco, ganz im Osten des Nationalparks, befindet sich der chilenische Grenzposten am Paso Roballos, auch »Entrada Baker« genannt. Aber aufgepasst, es ist kein vollwertiger Grenzübergang nach Argentinien. Er wird nicht von Zollbeamten, sondern von der nationalen Polizei »Carabineros de Chile« kontrolliert. Für den Übertritt muss zwingend einige Tage vorher das Online-Formular »Salvoconducto« (Weblink) ausgefüllt werden. Ohne den generierten QR-Code wird dir die Ausreise nach Argentinien sonst verweigert!
Östlicher Sektor des Nationalparks
Chile Chico am Lago General Carrera
Die Provinzstadt Chile Chico liegt malerisch am Ufer des Lago General Carrera, dem größten See Chiles. Nur wenige Kilometer weiter gegen Osten kommt die Grenze zu Argentinien, südlich des Ortes breitet sich der Nationalpark Parque Nacional Patagonia aus.
Chile Chico ist klein, zählt nur rund 5000 Einwohner. Das Leben verläuft in einem gemächlichen Tempo. Der Ortskern bietet keine wirklichen Sehenswürdigkeiten, die Attraktionen befinden sich draußen in der Natur: der Lago General Carrera und der Patagonia-Nationalpark.
Hotel und Unterkunft
- Budget | Ferienwohnung Casa Flor Austral*
Das Haus ist sehr gemütlich und gut ausgestattet. Es liegt nur wenige Blocks vom Stadtzentrum entfernt. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. - Mittelklasse | Ferienwohnung Costanera Apart*
Bei unserer letzten Reise nach Chile Chico haben wir eine Ferienwohnung im Costanera Apart gemietet und haben uns sehr wohl gefühlt. Einige Apartments bieten einen unschlagbaren Blick auf die Bucht und den Lago General Carrera. Geschätzt haben wir auch das dazugehörende Restaurant mit der sehr aufmerksamen Crew.
Wanderung zum Felspfeiler Piedra Clavada
Die Wanderung zur Piedra Clavada ist eine der beliebtesten und interessantesten Touren in der Region von Chile Chico und im östlichen Teil des Nationalparks. Diese Wanderung führt dich zu einem markanten Felsen, der als Piedra Clavada bekannt ist, was so viel wie eingeschlagener Stein bedeutet. Der Felspfeiler ragt rund 10 m gegen den Himmel. Die Rundtour ist etwa 8 km lang, wofür du 3-4 Stunden benötigst. Für die Anreise ist ein Fahrzeug notwendig oder du heuerst in Chile Chico einen Fahrer oder Guide an.
Der Weg zur Piedra Clavada ist nicht durchgehend ausgeschildert. Da es sich um eine abgelegene und weniger frequentierte Wanderung handelt, lohnt sich eine gute Vorbereitung mit einer Karte und der Support durch ein GPS-Gerät.
Starte die Rundwanderung im Uhrzeigersinn. Zu Beginn ist der Weg noch sanft und führt dich über offene Ebenen, die von einer kargen, aber wunderschönen Flora geprägt sind. Der Wind weht hier oft stark und verleiht der Atmosphäre ein Gefühl von Weite und Freiheit. Die Steppe erstreckt sich soweit das Auge reicht. In der Ferne sind die markanten Gipfel der Anden zu erkennen.
Der Weg wird zunehmend steiniger und anspruchsvoller, je näher du der Piedra Clavada kommst. Doch der Blick, der sich mit jedem Schritt eröffnet, macht die Mühen schnell wieder wett. Endlich erreichst du die Piedra Clavada, den faszinierenden, erhaben aus dem Boden ragenden Felsen, der einsam in der Landschaft steht. Der Steinbrocken selbst ist ein beeindruckendes Naturwunder, als ob er dort von einer höheren Macht platziert wurde.
Die Wanderung führt einem Bach entlang weiter hoch. Rundherum erheben sich weitere interessante Felsformationen, im Laufe der Jahrtausende geformt durch Wind und Wetter. Vom höchsten Punkt aus hast du einen atemberaubenden Rundumblick in die Endlosigkeit der Patagonischen Steppe, mit dem blau schimmernden Lago General Carrera weit im Hintergrund. Hier kommt unweigerlich das Gefühl auf, die wahre Essenz von Patagonien in seiner ganzen Ursprünglichkeit zu erleben, mit einer Landschaft, die gleichzeitig rau und überwältigend schön ist.

Spektakulärer El Furioso Trail
Zu Fuß oder mit dem Mountainbike?
Der El Furioso Trail ist eine ultimative Querung des Gebirgszuges zwischen dem Lago General Carrera, dem größten See Chiles und dem Chacabuco-Tal. Du wirst im Web die unterschiedlichsten Angaben zu Distanzen und Höhenmeter finden. Fakt ist, dass es ab der Fernstraße Ruta 265 entlang dem Lago General Carrera bis zur nächsten Durchgangsstraße X-83 (Route auf den Paso Roballos) rund 70 km und über 2000 Höhenmeter sind. Je nachdem wie du mit einem Fahrzeug die Strecke abkürzen kannst oder möchtest, wird das Outdoor-Abenteuer kürzer.
Als Trekking Tour musst du also unbedingt ein Zelt und Proviant für mehrere Tage dabeihaben, um den El Furioso zu bewältigen. Für Fernradler mit Gepäcktaschen ist die Strecke nicht geeignet, du solltest ein geländegängiges Bike verfügbar haben. Als Bikepacker mit einem Mountainbike sind auch bei bester Fitness wohl zwei Tage notwendig für die Strecke. Wir haben für unser Bike Adventure für den Einstieg ein Begleitfahrzeug verfügbar, können die Strecke somit etwas reduzieren und den El Furioso Trail mit den Mountainbikes als Tagestour absolvieren.
Charakteristik der MTB-Strecke
Der El Furioso Trail ist einer der spektakulärsten Routen für Mountainbiker im chilenischen Teil von Patagonien. Er führt durch eine wilde und abwechslungsreiche Landschaft, offene Steppen, dichte Wälder, felsige Passagen und Flussüberquerungen sorgen für viel Abwechslung und Bikespaß. Auf dem obersten Abschnitt verwöhnen dich atemberaubende Ausblicke auf das Chacabuco-Tal und die umliegende Bergwelt.
Das Befahren des Trails mit dem Mountainbike ist nur für erfahrene Fahrer zu empfehlen. Die MTB-Route setzt eine gute Kondition voraus, die Tour ist anstrengend und du bist in absoluter Wildnis unterwegs. Sehr steile Abschnitte, enge Kurven und loses Geröll machen El Furioso technisch durchaus anspruchsvoll.
Wie überall in Patagonien können die unerwartet wechselnden Wetterverhältnisse eine Herausforderung darstellen. Windböen sind dein konstanter Begleiter, je nach Niederschlagsmenge der letzten Tage musst du mit einem hohen Wasserpegel der Flüsse rechnen und abenteuerliche Flussquerungen meistern.
Wir empfehlen dir den El Furioso Trail von Norden nach Süden zu befahren. Der Zutritt erfolgt etwas südlich des Sees General Carrera, unweit des Dorfes Mallin Grande, dort wo sich das Flugfeld Aeródromo Meseta Cosmelli befindet. Wir schildern dir hier kurz die unterschiedlichen Abschnitte der Route.
Startetappe bis zum Arroyo Quemado
Von der Abzweigung beim Aeródromo Meseta Cosmelli bis zum Eingang des Patagonia Nationalparks sind des 15 Kilometer und rund 500 Höhenmeter, vorbei an Farmland und durch Wälder. Beim Eingang des Nationalparks ist vielleicht ein Mitarbeiter dort, vielleicht auch nicht. Eintrittsgebühr wird sowieso keine verlangt, du kannst also einfach zufahren. Nun geht es etwa 13 km und kumulierte 400 m hoch und runter durch dichten Wald.

Aufstieg zu »El Monte«
Mittels einiger Haarnadelkurven kommst du runter in die Ebene des Flusses Arroyo Quemado. Ein schönes Einrollen mit dem Bike, auf einer auch mit Autos befahrbaren Naturpiste. Falls du ein Begleitfahrzeug verfügbar hast, kannst du bis hierher gelangen. Erst hier startet die eigentliche MTB-Strecke.
Je nach Wasserstand des Arroyo Quemado erhältst du hier nasse Füße oder auch nicht. Bei niedrigem Level kannst du den Fluss mit dem Mountainbike fahrend queren. Auf einem spaßigen Singletrail rollst du dem Wasser entlang, bis die Steigung beginnt. Mittels einiger sehr steiler Kurven gilt es kurz mal 200 Höhenmeter zu gewinnen. Dann wird die Steigung wieder angenehmer und führt konstant nach oben.
Der obere Abschnitt des El Furioso Trails führt uns in die hochgelegenen Regionen über der Baumgrenze, bekannt als »El Monte«. Hier dominiert eine raue, windgepeitschte Landschaft, die von den intensiven Luftzügen und dem wechselhaften Klima geprägt ist. Die Vegetation nimmt deutlich ab, die Temperaturen sinken und die Weite und Unberührtheit Patagoniens kommt besonders zur Geltung. Ungemein magisch wirkt die dunkelblaue Lagune mitten in einer steinigen Gebirgslandschaft. Auf fast 1500 m ist der höchste Punkt erreicht. Die Aussicht mit der rauen Gebirgswelt ist einfach spektakulär.
Downhill-Fun ins Chacabuco-Tal
Nun folgt die Belohnung für den schweißtreibenden Aufstieg. Ein gewundener Pfad zieht sich den steilen Berghang hinunter – eine Kombination aus felsigen Abschnitten, wurzelübersäten Kurven und offenen Highspeed-Passagen. Links und rechts rasen die Bäume vorbei, immer wieder eröffnen sich neue atemberaubender Ausblicke über den fantastischen Nationalpark.
Unten in der Ebene kommen wir an den Rio Chacabuco. Nun gilt es noch rund 14 km durch die Grassteppen des weitläufigen Tals zurückzulegen. Entweder folgst du einem Jeep-Track oder einem anstrengenderen, jedoch spannenderen Biketrail. Schlussendlich queren wir auf einer Hängebrücke den Chacabuco-Fluss und sind wenig später zurück in der Zivilisation bei der X-83-Fernstrasse durchs Valle Chacabuco.

Weitere Nationalparks in Chile
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