Die ehemals grösste und reichste Stadt der Welt
Potosi war lange Zeit die größte und reichste Stadt der Welt. Dank der scheinbar schier unerschöpflichen Metallvorräte des Cerro Rico blühte Potosi so richtig auf und finanzierte das gesamte Spanische Reich. Prachtvolle Kirchen und schmucke Kolonialarchitektur entstanden und bilden heute die Sehenswürdigkeiten. Der Besuch einer Silbermine ist ebenfalls möglich und so generiert der Tourismus ein gewisses Einkommen, in einer sonst wirtschaftlich schwachen Region.
Geschichtlicher Hintergrund
Nach der Entdeckung von riesigen Silbervorkommen im Cerro Rico de Potosi, gründeten die Spanier 1545 eine erste Siedlung und begannen mit der Ausbeutung. Die Bewohner ganzer Dörfer wurden in die Stollen gezwungen, um das Edelmetall abzubauen. Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs Potosi zu einer der größten Städte in Südamerika und war im 17. Jahrhundert zeitweise sogar bevölkerungsreicher als die europäischen Metropolen Madrid, Rom oder Paris. Über dreihundert Jahre alimentierte der Cerro Rico die Staatskassen Spaniens.
Für die indigene Bevölkerung war der Cerro Rico ein Fluch und wie eine Hölle. Es sollen bis zu 8 Millionen Minenarbeiter an den unmenschlichen Bedingungen und Vergiftungen den Tod gefunden haben.
Im 18. Jahrhundert neigten sich die Vorkommen an Silber dem Ende, die Einwohnerzahl sank drastisch und Potosi verlor an Bedeutung. Später gelang zwar mit dem Abbau von Zinn, Erz und Blei ein erneuter Aufschwung, doch niemals in den gleichen Ausmaßen.
Sehenswürdigkeiten in Potosi
Historische Plätze
Die Plaza 6 de Agosto ist nach einem wichtigen Datum benannt, am 6. August 1825 wurde Bolivien zum unabhängigen Staat erklärt. Auf dem Platz befinden sich wichtige Denkmäler, die an die tragische Geschichte von Potosi erinnern. Mittendrin erhebt sich ein riesiger Obelisk. Umgeben wird die Plaza 6 de Agosto von schicken weißen Bögen.
Gleich unterhalb kommst du zur größeren Plaza 10 de Noviembre. Auch dieses Datum ist jedem Bolivianer ein Begriff, es erinnert an die Anfänge der Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanische Krone am 10. November 1819.
Ein wirklich schöner Platz mit reichlich Sitzgelegenheiten, etlichen steinbehauenen Brunnen, mit Blumen verzierte Skulpturen und rundherum vielen kolonialen Gebäuden, wo die Büros des Bürgermeisters und des Gouverneurs untergebracht sind. Dazu thront die Kathedrale auf der nördlichen Seite.
Casa Nacional de la Moneda
Das wohl bekannteste Gebäude und die wichtigste Sehenswürdigkeit in Potosi ist die Casa Nacional de la Moneda, die frühere Münzprägeanstalt (Website). Hier soll die erste weltweit gültige Währung geprägt worden sein, verwandelte also das Silber des Cerro Rico zu Münzen.
Das Museum ist in einem riesigen, festungsartigen und unglaublich schönen Komplex untergebracht, der einen ganzen Häuserblock einnimmt. Im Eingangshof lächelt dich ein eigentümliches Symbol von Potosi an, El Mascarón, eine Maske mit dem Gesicht des römischen Gottes des Weines Bacchus. Was dieses Konterfei mit dem Silber von Potosi zu tun hat, weiß indessen niemand so ganz genau.
Die Museumstrakte gruppieren sich um mehrere Patios und verteilen sich über drei Stockwerke. Zu sehen sind ein Schmelzofen, Walzwerke, historische Prägemaschinen, Stanzwerkzeuge, Dokumente zur Münzgeschichte und natürlich unzählige Arten von Münzen und Münzkollektionen.
Doch das Museum umfasst auch Ausstellungsräume voll mit Objekten aus Jahrhunderten der Stadtgeschichte von Potosi, wie kostbare Möbel und Kunstobjekte, viele gefertigt aus dem Silber des Cerro Rico. Die Pinakothek zeigt eine Sammlung meisterhafter Gemälde. Das Museum Casa Nacional de la Moneda ist ein Pilgerstätte für alle Numismatiker, wie auch für geschichtlich interessierte Reisende.
Über den Dächern von Potosi
Angesichts des Reichtums unter spanischer Herrschaft, erstaunt es wenig, dass es in Potosi eine Vielzahl an Kolonialgebäuden und Kirchenbauten gibt. Einige sind besser erhalten als andere. Ganz offensichtlich fehlt es heutzutage an den notwendigen Finanzen, um alle historischen Gebäude zu renovieren und zu unterhalten.
Eines der Highlights in Potosi, ist ein Panoramablick über die Dächer der Kolonialstadt bis zum Silberberg Cerro Rico. Einige Kirchen und Türme darfst du besteigen und wirst mit einem unvergesslichen Ausblick belohnt.
- Iglesia La Merced ist wahrscheinlich unser Favorit, einfach wegen der ungehinderten Aussicht, die man über ganz Potosi hat, mit der rohen Kraft des Cerro Rico im Hintergrund.
- Torre de la Compañía de Jesús ist das Überbleibsel einer Jesuitenkirche aus rötlichem Gestein. Du kannst den kunstvollen Glockenturm für einige wenige Bolivianos besteigen. Im Turm geht es eng zu und oben angekommen, ergibt sich eine Panoramaaussicht auf das westliche Potosi.
- Auch San Lorenzo de Carangas hat eine Dachterrasse, die einen Besuch wert ist. Die barocke Architektur ist eine Mischung aus Aymará- und spanisch-katholischem Glauben und ebenso atemberaubend wie die Aussicht.
Cerro Rico de Potosi
Der legendäre Silberberg
Die Geschichte von Potosi wird geprägt durch die Ausbeutung von Silber aus dem »Cerro Rico« (reicher Hügel). Die historischen Konsequenzen hatten einen einschneidenden Impakt auf die Weltgeschichte. Das in Potosi geförderte Silber finanzierte das gesamte spanische Reich. Ohne die Erträge des Cerro Rico hätte sich das spanische Kolonialreich niemals in gleichen Ausmaßen ausgebreitet und es hätte in Europa niemals diese dominante Vormachtstellung genossen.
Die Leidtragenden waren die indigenen Ureinwohner und afrikanische Sklaven, die unter katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Minen schuften mussten und Millionen starben an den unmenschlichen Bedingungen. Dank dem Silberboom wuchs Potosi zu einer der größten und reichsten Städte des 17. Jahrhunderts.
Heutzutage ist die Ausbeute deutlich bescheidener, trotzdem werden weiterhin Edelmetalle abgebaut. Die Minen sind nun zwar in den Händen von vielen Kooperativen, aber die Arbeitsbedingungen haben sich seit der Kolonialzeit kaum verbessert. Die gefährliche Kombination von hohen Temperaturen (bis 40°) und giftigen Gasen kann schon nach einigen Jahren im Untergrund tödliche Krankheiten mit sich bringen.
El Tío – Herrscher der Unterwelt
Obwohl sich die Bewohner von Potosi zum katholischen Glauben bekennen wie ganz Bolivien, herrscht in der Abgeschiedenheit des Cerro Rico eine andere Gottheit: El Tío. Die teuflisch aussehende Gestalt gilt als Herr der Unterwelt und darf in keiner Mine fehlen.
Eigentlich bedeutet das Wort Onkel, aber die rötliche Farbe und die Hörner lassen keine Zweifel aufkommen. Um El Tio für seine Seite zu gewinnen, wird mit ihm alles geteilt, was einem Minenarbeiter wichtig ist. Zuerst wird ein wenig Alkohol auf den Boden vor seinen Füssen getröpfelt, um dann selbst einen Schluck zu nehmen. Anschließend werden Kokablätter über die Figur gestreut und eine gute Handvoll in den eigenen Mund genommen. Schlussendlich wird zuerst für El Tio eine Zigarette angezündet und dann genehmigt sich der Arbeiter selbst eine.
Silbermine besichtigen auf einer geführten Tour
Etliche Kooperativen bieten Touren und Führungen an. Im Zentrum von Potosi findest du vermittelnde Agenturen oder noch besser buchst den Ausflug bereits vorgängig online über GetYourGuide*
Wer gesundheitliche Probleme hat, besonders problematisch sind Asthma und andere Atemwegserkrankungen oder Klaustrophobie, sollte auf eine Tour verzichten. Auch sonstige Risiken und Unfälle können nicht gänzlich ausgeschlossen werden, beispielsweise durch Explosionen, herabfallende Felsen oder rollende Minenwagen.
Dies ist kein Museumsbesuch, die Minen sind noch in Betrieb und die Tunnels und Stollen sind äußerst eng. Dazu ist schmutzig und stickig. Dein Veranstalter stellt dir für die Minentour die erforderliche Ausrüstung wie Helm, Lampe, Stiefel, Jacke und Hose zur Verfügung.
Versuche den Betrieb in der Silbermine möglichst nicht zu stören und den mit Schubkarren hin und her rennenden (es wird nie nur gegangen!) Arbeitern aus dem Weg zu gehen. Immer wieder erschütterte der ganze Berg, wenn irgendwo mit Dynamit ein Stück Fels gesprengt wird, um noch tiefer in den Silberberg einzudringen.
Es wird erwartet, dass die Besucher den Minenarbeitern etwas offerieren, normalerweise eine Kombination aus Alkohol, Kokablättern, Zigaretten und Dynamit. All dies kannst du bei einem gemeinsamen Besuch auf dem Bergbaumarkt besorgen. Dein Guide ist dir dabei behilflich – die wenigsten Reisenden haben vorher mal Dynamit geshoppt.
Wer sich für eine Tour und den Besuch einer Mine* entscheidet, auf den wartet eine denkwürdige Erfahrung, die einen nachdenklich macht und der Blick auf die Welt wird ein anderer sein. Nach rund einer Stunde in Staub und Dunkelheit, wirst du jedenfalls froh sein, wieder ans Tageslicht zu gelangen.
Reiseinformationen und Reisetipps
Anreise und Weiterreise mit dem Bus
Die meisten Busse fahren vom neuen Terminal (Nueva Terminal) am nördlichen Ende der Stadt ab. Darunter zahllose Busse in die Anden-Metropole La Paz (9-10 h Fahrzeit) und in die bolivianische Hauptstadt Sucre (3 h).
In die Wüstenstadt Uyuni fahren die Busse immer noch vom älteren Ex-Terminal, halb- bis stündliche Abfahrten, die Fahrzeit beträgt rund 5 h.
Höhe und Klima
Potosi liegt hoch oben auf dem bolivianischen Altiplano, auf einer Höhe von rund 4100 m. Die Luft ist dünn, es ist alles anstrengend hier. Je nachdem wie gut du bereits akklimatisiert bist, wirst du mächtig ins Schnaufen kommen. Nimm dir Zeit und nimm dir nicht zu viel vor. Trinke fleissig Wasser und Coca-Tee, vermeide dagegen alkoholische Getränke.
Aufgrund der Höhenlage ist es nachts bitterkalt. Besorge dir genügend warme Kleidung. Zudem gibt es lange nicht in allen Unterkünften eine Heizung, in den preisgünstigeren Hotels schon gar nicht.
Empfehlungen Hotels und Unterkünfte
- Budget | Los Faroles Hostal*
Das Los Faroles Hostal befindet sich mitten in Potosi und ist trotzdem ruhig dank dem Innenhof. Es ist familiengeführt und die Gastgeber sind ungemein freundlich und hilfsbereit. Die Zimmer sind einfach, aber komfortabel. Das Los Faroles Hostal* ist eine gute Wahl für budgetbewusste Reisende in Potosi. - Mittelklasse | Hotel Santa Monica*
Das Hotel Santa Monica ist ein wunderschön restauriertes Herrenhaus aus der Kolonialzeit mit Holzbalken und einem atemberaubenden Innenhof. Die Gäste schwärmen von der Freundlichkeit des Personals und dem guten Frühstück. Die geräumigen Zimmer im Hotel Santa Monica* verfügen über ein eigenes Bad. - Gehobene Klasse | Hotel-Museum Cayara*
Unser ultimativer Hoteltipp: Hotel Museo Cayara, einige Kilometer außerhalb von Potosi. Hier kannst du in einer 500-jährigen historischen Hacienda übernachten, wo bereits General Antonio José de Sucre mit seiner Armee kurz vor der Unabhängigkeitserklärung sein Lager aufgeschlagen hat. Das elegante und stilvolle Anwesen hat fünf Innenhöfe und eine eigene Kapelle. Im hauseigenen Museum zu besichtigen sind neben zeitgenössischen Möbeln, Büchern und Waffen auch Bilder namhafter Künstler. Empfehlenswert ist das Hotel auch deshalb, weil es auf rund 3550 m deutlich tiefer liegt als Potosi und somit schläfst du im Hotel Cayara* in diesem ruhigen Tal bestimmt wie ein Murmeltier.
Weitere Reiseziele in Bolivien
- Boliviens Hauptstadt Sucre
- La Paz die Stadt in den Wolken
- Titicacasee mit der Sonneninsel
- Der Salzsee Salar de Uyuni
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