Trans-Anden Tour in Südamerika
Mountainbiking ist unsere Passion und Kolumbien hat uns schon immer fasziniert. Warum also nicht die beiden Dinge kombinieren? Die Idee der Mountainbike Reise durch Kolumbien ist geboren, gespickt mit MTB-Hotspots. Außerdem teilen die Kolumbianer wie kein zweites Land in Südamerika die Leidenschaft für den Radsport mit uns. Highlights für Mountainbiker gibt es deren viele. Wir strampeln durch die Gebirgswelt der Anden, durchqueren mächtige Schluchten mit ihren Flussläufen, quälen uns durch den tropischen Wald im Tiefland, cruisen auf Trails durch die Wüste, mühen uns ab im Asphaltdschungel in Bogotá, radeln durch Kaffeeplantagen und erklimmen mit den Bikes die Sierra Nevada de Santa Marta, das höchste Küstengebirge der Welt.
Mountainbike Highlights in Kolumbien
Wir versuchen für die Radreise eine Idealroute mit allen Mountainbike Hotspots auszutüfteln. Die grobe Reiseplanung sieht vor, im südlichen Kolumbien die Hochebene des Paramó zu queren, mit unseren MTBs die andine Region von San Agustin zu erkunden, über die Singletrails in der Tatacoa-Wüste zu cruisen und die Südroute in der Hauptstadt Bogotá abzuschließen. Von hier geht es weiter in Richtung Norden, über die Kolonialstadt Villa de Leyva und die Zentralkordilleren bis Barrancabermeja. Das glutofenheiße Tiefland wollen wir mit einem Boot auf dem Rio Magdalena überbrücken und uns dann der Sierra Nevada de Santa Marta zuwenden, dem riesigen Gebirge gleich an der Karibikküste. Die hübsche Kolonialstadt Cartagena bildet den würdigen Schlusspunkt der Bike Adventure Tour.
Kolumbien Südroute
Bienvenidos a Colombia
Wir haben die Großstadt Cali als Ausgangspunkt für unsere Mountainbike Expedition auserkoren. Die Anreise ist lang und ermüdend. Abends reicht es gerade noch zu einem kurzen Spaziergang durch den historischen Stadtteil San Antonio. Der Jetlag lässt ein richtiges Auskosten des von Salsa-Kneipen dominierten Nachtlebens leider nicht zu. Auch soll es am nächsten Morgen gleich losgehen mit der ersten Biketour. Zuerst das Biken – dann die Fiesta.
Guambianos Indianer in Silvia
Die Region von Silvia ist das Zentrum der indigenen Bevölkerung der Guambianos. Sie sind fleißige Bauern, die hier mit ihren eigenen Gesetzen weitgehend autonom leben. Das Volk kleidet sich sehr traditionell mit farbigen Schals, blauen oder schwarzen Umhängen und meist ziert ein schwarzer Hut den Kopf. Auf unserem Spaziergang durch den Ortskern bewundern wir uns gegenseitig. Hier die mit fantasievollen Bike-Klamotten bekleideten Europäer, da die traditionell gekleideten Kolumbianer.
Auftakt zum Bike Adventure
Nun gibt es kein Halten mehr! Wir machen unsere Mountainbikes fahrtauglich und kurbeln los, entlang der westlichen Kordilleren. Grobschottrige Trails schütteln uns deftig durch, das ständige auf und ab zehrt an unseren Kräften. Aber hey, wir sind tatsächlich auf Reisen in Kolumbien und wir genießen das maximale Fahrvergnügen durch die andine Bergwelt!
Anden-Passfahrt über den Páramo
Kurz nach der hübschen Kolonialstadt Popayán geht es wieder zur Sache. Die Querung des 3200 m hohen Páramo steht an. Wir klettern stetig bergwärts, mal auf einer asphaltierten Strasse, mal auf einer staubigen Anden-Piste. Es wird kälter und die Luft wird dünner. Vulkane soll es hier geben, zumindest an nebellosen Tagen. So aber erkennen wir knapp mal die Schöpfbäume am Wegesrand.
Irgendwie haben wir eine Passfahrt erwartet, stattdessen finden wir uns auf einer weitläufigen Hochebene wieder, wo gemäss dem GPS-Gerät der höchste Punkt des Páramo liegt. In einem gottverlassenen Pueblo löffeln wir zur Stärkung eine Hühnersuppe. Wasser gibt es keines mehr, nur noch Coca-Cola, welches notfallmässig in die Radflaschen gefüllt werden muss.
Eine Staubpiste windet sich durch den tropischen Wald, wegen der konstant hohen Luftfeuchtigkeit ist dies eine anstrengende und ziemlich dreckige Angelegenheit. Wir sind nicht unglücklich schlussendlich noch Hunderte von Höhenmetern runter ins Tal des Rio Magdalena vernichten zu können. Das Tagesziel San Agustin in nun nicht mehr weit.
Geheimnisvolle Statuen in San Agustin
Das Stadtbild von San Agustin, mit den weiß getünchten Häusern und dem grünen Touch bei Türen und Fenstern, sieht einfach hübsch aus. Dazu gehört die geheimnisvolle archäologische Ausgrabungsstätte von San Agustin zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Kolumbien. Wir tauchen ein in eine längst vergangene Zeit der Zeremonienstätte, mit den mystischen Steinskulpturen in der grün leuchtenden Landschaft. Die ganze Gegend bezaubert uns durch die wunderbare Natur.
Wir haben uns in der Öko-Lodge Finca El Maco (www.elmaco.ch) eingenistet, im Reich des ausgewanderten Schweizers René Suter. Am ersten Tag ist somit nicht ans Biken zu denken, es gibt zu viel zu berichten und erzählen. Das Wiedersehen ist sehr herzlich. »Rümli?“« Mit sympathischem Schweizer Akzent tischt uns René eine Flasche Ron Dictador auf. Ein sehr edler Tropfen Rum, wie er verschmitzt meint.
Mountainbiking bei San Agustin
Trotz der gestern geleerten Flasche Rum, steigen wir am nächsten Tag voller Tatendrang auf die Räder. Die Biketour durch die Schluchten des Rio Magdalena im hügeligen Hinterland von San Agustin ist der Hammer. Die Landschaft geizt nicht mit Reizen, wir kurven mitten durch Kaffeeplantagen und den tropischen Wald. Riesige Wasserfälle plätschern in die Tiefe. Die Naturwege und Trails lassen uns mal Blut schwitzen beim Aufstieg, mal Downhill-Fun genießen bei der Abfahrt. So soll es sein!
Nur der gegen Ende einsetzende Starkregen trübt den Fahrspaß etwas. Doch dafür kann niemand was – außer der Dictador? Ohne dessen Einfluss wären wir wohl früher los und trocken heimgekommen!
Bergdörfer im Epizentrum der Abgeschiedenheit
Wir scheinen im Epizentrum der Abgeschiedenheit. Hier im abgelegensten Winkel Kolumbiens hat sich wohl noch kein Tourist verirrt. Wobei das Mountainbike gar nicht das einzige Transportmittel ist. Ganz besondere Erlebnisse sind jeweils die Begegnungen mit den »Chivas«, den für Kolumbien so typischen, farbenfrohen Bussen. Diese sind oft mit viel Liebe bemalt, verziert und aufgemotzt worden – wie Kunstwerke. Die Einheimischen reisen in engsten Verhältnissen in der »Chiva«. Hat es im Innern keinen Platz mehr, setzen sie sich einfach auf das Dach, zusammen mit dem Gepäck, Tieren und den Ernteerzeugnissen wie Früchte, Gemüse und Kaffee.
Die für diese Tour ausgesuchten Nebentäler mit den Bergdörfern Pedregal, Turmina und Inza, sind von der Distanz und von den Höhenmetern her schwierig einzuordnen. Zumindest wird uns versichert, es gebe unterwegs Proviant und Wasser zu kaufen und eben für den Fall der Fälle auch eine Mitfahrgelegenheit auf der »Chiva« – sehr beruhigend. Wir haben es jedoch geschafft, immer schön auf dem Bikesattel.
MTB-Hotspot Tatacoa Wüste
Zwischen hoch aufragenden Kandelaber-Kakteen kurven wir auf einer Naturpiste in der Tatacoa-Wüste umher. Wir wagen uns gerne auch abseits auf die Singletrails ins Niemandsland. Ein mit Adrenalin geladener Fahrflow, gespickt mit technisch anspruchsvollen Passagen. Wir kurbeln auf die Felsblocks hoch und lassen es krachen, steil runter in die kleinen Canyons – ein fantastisches Bike Adventure!
Mit dem GPS navigieren wir auf El Peñon de Constantino zu. In dieser Oase mitten in der Tatacoa gönnen wir uns ein erfrischendes Bad. Als wir schon dachten das könne nicht mehr getoppt werden, erreichen wir einige Kilometer weiter die ausgewaschenen Felsformationen bei der astronomischen Station. Am Rand dieses geschützten Gebiets erproben wir nochmals unsere Fahrkünste, mit dieser unschlagbaren Szenerie im Hintergrund.
Kolumbien Nordroute
Gebirgswelt der Anden
Wir sind nun im Norden Kolumbiens unterwegs. Die Schotterstrasse schlängelt sich wunderschön durch die Bergwelt und ihre lieblichen Täler. Über einen gegen 3000 m hohen Anden-Pass gelangen wir nach Ráquira. Die Kleinstadt und sein Umland sind bekannt für ihr Kunsthandwerk, das überall präsent ist. Unser Tagesziel ist jedoch Villa de Leyva, rund 170 km nördlich der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá gelegen.
Die Kolonialstadt Villa de Leyva wird als eine der hübschesten Städte des Landes bezeichnet, ein Highlight auf jeder Reise durch Kolumbien. Gepflasterte Straßen, weiß getünchte Gebäude, rote Ziegeldächer, der riesige Platz im Herzen des Ortes und im Hintergrund die kolumbianischen Anden machen den besonderen Charme von Villa de Leyva aus. Die Zeit scheint hier still gestehen zu sein, der Ort wurde in seiner Gesamtheit erhalten, wie es in der kolonialen Ära war.
Biking bei der Kolonialstadt Villa de Leyva
Heute erkunden wir mit den Mountainbikes die Umgebung von Villa de Leyva. Wir haben einen lokalen Guide angeheuert, der uns auf einer Rundtour einige lokale Hotspots zeigt. Up’n’Down geht’s durch die hügelige Landschaft, mal naturbelassen, mal eingenommen von riesigen Anbauflächen von Tomaten. Abenteuerlich zeigt sich ein Flusstal mit einem verwilderten Trail und einer improvisierten Holzbrücke.
Wir fahren vorbei an den als lokales Highlight angepriesenen Pozos Azules. Doch unterlassen wir den Besuch, da wir gerade einen gute Trittfrequenz draufhaben. Ebenfalls unweit von Villa de Leyva befindet sich die Casa Terracota, ein wahrlich ungewöhnliches Haus, komplett aus Tonerde gefertigt, eine Mischung aus Architektur und Kunst. Es soll das größte Keramikwerk der Welt sein.
Die Rückkehr nach Villa de Leyva, mit der Querung der grob gepflasterten Plaza Mayor, einem der größten Plätze in ganz Südamerika, ist ein denkwürdiger Moment. Für die umstehenden Besucher wird unsere Gruppe mit den Fahrrädern zum beliebten Fotosujet. Wir reihen die Bikes vor einer Pizzeria auf und bestellen die offensichtliche Spezialität des Hauses, zusammen mit dem lokalen Craft Bier. Stimmt es, dass der Bikesport nach der Tour am Schönsten ist?
Kordilleren bei Guadalupe
Wir befinden uns mitten in den Kordilleren, umgeben von weitläufigen Hügel- und Bergzügen. Die Anden-Landschaft mit den teils über 4000 Meter hohen Gipfeln zeichnet eine eindrucksvolle Kulisse. Wir dringen in ein Seitental ein und machen uns an den ersten Aufstieg. Bei der Passhöhe unternehmen wir einen Abstecher zu den versteckt gelegenen Schwimmbecken »Las Gachas«. Hier hat der Fluss Löcher in das Gestein gefressen und bildet ein natürlicher Jacuzzi, ideal um sich zu erfrischen.
Das kleine Dorf Guadalupe anerbietet sich als willkommenes Etappenziel. Die Ankunft von uns Mountainbiker hat sich schnell herumgesprochen. Wir treffen auf José Navarro, ein lokaler Bike Guide. Er lädt uns spontan zu einem Bier ein und erläutert uns all die Attraktionen und MTB-Hotspots rund um Guadalupe.
Bike Adventure in der Schlucht des Rio Suárez
Die Fahrräder sind kaum zu bändigen, ungeduldig erwarten sie das nächste Bike Adventure. Eine weitere coole Abfahrt hinunter in die Schlucht des Rio Suárez bildet den Auftakt. Wir donnern auf einer wilden Andenpiste durch den tropischen Wald abwärts. Unten ein kurzer Schreckmoment. Nur noch die Struktur einer Stahlbrücke steht da, ohne eigentliche Fahrbahn. Zu unserer großen Erleichterung zeigt sich nach der nächsten Kurve die neue, befahrbare Brücke.
Wie war schon wieder diese alte Bikerweisheit: »Wo es runter geht, geht’s auch hoch?« Aber wir sind ja voll im Saft und gehen die Herausforderung auf der anderen Talseite voller Elan an. Während wir fleißig Höhenmeter sammeln, zeigt sich tief unten die Schlucht mit dem Suárez Fluss von der schönsten Seite.
In der Ortschaft Contratación gönnen wir uns eine Ruhepause und frisches Gebäck aus der lokalen Bäckerei. Der Energienachschub ist auch dringend notwendig. Die Route weiter auf der westlichen Flanke des Rio Suárez Canyon ist eine sportliche Herausforderung, da kommen ambitionierte Biker voll auf ihre Kosten. Wer hätte gedacht, dass wir nach so viel wilder Natur heute Abend wieder die Vorzüge der Kleinstadt San Gil auskosten dürfen.
Sierra Nevada de Santa Marta
Die Sierra Nevada de Santa Marta ist das höchste Küstengebirge der Welt, mit einem wirklich einzigartigen Ökosystem. Im unteren Teil dominiert der grüne Regenwald mit seinen Wasserfällen und Wasserläufen, weiter oben wird es karger und wilder. Zuoberst erheben sich die schneebedeckten Gipfel des Pico Cristóbal Colón, der mit 5775 m höchste Berg Kolumbiens und der Pico Simón Bolivar, der in etwa gleich hoch liegt. Ein feiner Nebel streift oft durch die Gegend und verleiht der Sierra Nevada einen magischen Touch.
In einer Übergangszone zwischen warmem und gemäßigtem Klima liegt das friedliche Dorf Minca auf rund 600 m, der Ausgangspunkt für unsere Biketour in die Sierra Nevada. Am ersten Tag radeln wir zum Pozo Azul. In unserem Kolumbien Reiseführer wird es als ruhiger Ort mit Wasserfällen und Lagunen mit klarem, blauem Wasser angepriesen. Dies trifft bei unserm Besuch jedoch überhaupt nicht zu, es ist überlaufen mit Leuten und die Farbe des Wassers war alles andere als blau. Nichtsdestotrotz war die kurze Strecke dahin durchaus spaßig auf dem MTB.
Auf zum Cerro Kennedy
Der Aufstieg in die Sierra Nevada hoch bis zum Cerro Kennedy ist tough und abenteuerlich, eine adrenalingeladene Challenge für Mountainbiker. Es gilt zwischen 1500 und 1900 Höhenmeter zu erklimmen, je nachdem wo du im Bergdorf Minca übernachtest und startest.
Wir besteigen unsere Bikes frühmorgens im Halbdunkeln. Die Strecke verläuft anfänglich auf einer gut fahrbaren Naturpiste. Was für eine einmalige Stimmung mit den Nebelschwaden und später den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen dringen. Kaffeeplantagen und die eine oder andere Hütte sind anfänglich zu sehen. Sonst ist es ein abgelegener, einsamer Ort. Je weiter hoch wir kommen, desto anstrengender wird es. Kurve hängt sich an Kurve, durch den dichten tropischen Wald. Unerbittlich steil geht’s nach oben. Der ruppige, grobschottrige Weg verlangt uns alles ab.
Auf rund 2500 m in der Umgebung des Cerro Kennedy haben wir den höchsten Punkt erreicht. An einem klaren Tag ist dies sicherlich eine der unglaublichsten Aussichten in ganz Kolumbien. Und wir haben zum Glück einen solchen Tag erwischt. Wir sehen auf der einen Seite die schneebedeckten Berge, auf der anderen Seite erkennen wir weit unten das karibische Meer und die Küstenstadt Santa Marta.
Und hey, das beste kommt erst. Auf dem Downhill genießen wir nochmals jeden Höhenmeter, den wir zuvor mühsam errungen haben. Wer zuerst bremst hat verloren. Wir lassen uns nur durch einen »café colombiano« bei der Finca La Victoria ablenken. Das tut unserem wild durchgerüttelten Körper und der Seele gut.
Abschlussfeier in Cartagena
Cartagena de las Indias ist wohl die attraktivste Stadt in ganz Kolumbien. Die fantastische Lage am karibischen Meer, belebte Strände, farbenfrohe Kolonialarchitektur, historische Festungsanlagen, tolle Ausflugsmöglichkeiten und ein vibrierendes Nachtleben machen den unwiderstehlichen Reiz der Königin der Karibik aus.
Cartagena bildet den würdigen Schlusspunkt der Bikereise zu den MTB-Hotspots in Kolumbien. Gerne wieder – lieber früher als später. Wir haben Kolumbien und seine Bewohner ins Herz geschlossen!
P.S. Die Bikereise auf der Nordroute durch Kolumbien wird vom Schweizer Reiseveranstalter Bike Adventure Tours jeweils im November und Dezember angeboten.