Trekking vom Dschungel über die Wolken
Eines der Highlights auf der Insel Borneo ist die Besteigung des 4095 m hohen Mount Kinabalu. Er ist nicht nur der höchste Berg in Malaysia, sondern von ganz Südostasien. Das Trekking dauert 2-3 Tage und ist für sportliche Reisende auch ohne alpine Kenntnisse machbar. Da die Übernachtungsplätze am Berg limitiert sind, braucht es je nach Saison eine frühzeitige Buchung der Unterkunft, da sonst keine Bewilligung für die Bergwanderung ausgestellt wird.
Insel Borneo und Kota Kinabalu
Die riesige Insel Borneo wird von drei Ländern eingenommen. Der östliche Teil gehört zu Indonesien, während der westliche Teil zu Malaysia gehört, mit der Enklave des unabhängigen Sultanats von Brunei. Ganz im Norden von Borneo befindet sich die Provinz Sabah mit seiner liebevoll KK genannten Hauptstadt Kota Kinabalu. Hier hatten wir uns in einem der vielen, wegen dem Inselstatus überteuerten Hotels eingemietet. Immerhin offerierte das Hotel auf der 11. Etage eine interessante Aussicht auf das beschauliche Treiben im Zentrum der Stadt und das hinter etlichen Dächern glitzernde Südchinesische Meer.
Mount Kinabalu Nationalpark und Übernachtung
Für den Besuch des Mount Kinabalu Nationalparks und die Besteigung ist ein Hiking-Permit und ein Bergführer vorgeschrieben. Wir empfehlen dies schon einige Wochen im Voraus zu beantragen. Da wir unsere Reiseroute durch Asien jedoch sehr spontan planten, war das für uns gar nicht möglich. Nun waren wir sehr gespannt, ob das Vorhaben trotzdem klappen würde.
Die Administration der Unterkünfte im Nationalpark obliegt Sutera Sanctuary Lodges. Und genau an einem Schlafplatzmangel drohte unser Unterfangen vorerst zu scheitern, wie uns eine verlegen lächelnde Angestellte in der städtischen Niederlassung in Kota Kinabalu erklärte. Das Rasthaus Laban Rata, auf halbem Weg zum Mount Kinabalu, sei für die nächsten paar Tage voll belegt und somit sei auch das Kontingent von Hiking-Permits ausgeschöpft. Wir sollen doch einfach im Verlaufe der Woche nochmals vorbei schauen.
Wir waren bereits dabei unsere Reisepläne für Borneo zu überdenken, da kam gleichentags doch noch der positive Bescheid. In zwei Tagen hatte sich eine Übernachtungsmöglichkeit im Laban Rata Resthouse ergeben.
Ausrüstung für die Wanderung
Somit blieb uns gerade noch genügend Zeit, um uns mit Proviant und einigen weiteren Ausrüstungsgegenständen einzudecken. Verwöhnt durch die tropischen Temperaturen in Südostasien, fehlten uns unter anderem warme Outdoor-Kleider für die Gipfelbesteigung. Die Temperaturen können sich im Nullbereich bewegen. Unabdingbar ist eine Taschenlampe, am besten eine Stirnlampe, da am Gipfeltag schon in der morgendlichen Dunkelheit aufgebrochen wird. Ausserdem leisten Handschuhe gute Dienste, um sich an den Kletterseilen nicht die Hände aufzureissen.
Besteigung Mount Kinabalu
1. Tag: Im Mount Kinabalu Nationalpark
Die Anreise in den Mount Kinabalu Nationalpark kann trotz den gegensätzlichen Meinungen der geschäftstüchtigen Taxifahrer problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen. Beim Parkeingang müssen zuerst einige Zahlungen getätigt werden: Eintritt in den Nationalpark, Trekking-Permit, Versicherung, Transportleistung zum Ausgangspunkt des Trekkings und für einen Guide. Obwohl die Route auch alleine ziemlich einfach zu begehen wäre, ist ein lokaler Bergführer vorgeschrieben.
Also das machte etwa 50 Euro und dann noch etwa 10 Euro für die Schlafgelegenheit in Laban Rata. Da wir aber erst morgen Abend ein Bett zugewiesen bekommen hatten, verbrachten wir noch eine Nacht am Fusse des Berges. Es gab hier einige attraktive, markierte Trails durch den Regenwald, können wir empfehlen. Zudem half die Nacht auf etwa 1600 m den Körper zu akklimatisieren.
2. Tag: Aufstieg zum Resthouse Laban Rata
Am nächsten Morgen früh starteten wir das Trekking mit dem uns zugeteilten Guide Venjohn. Der Weg war meist sehr steil und regelmässig mit hölzernen Stufen gesichert. Zuerst wanderten wir durch den Bergregenwald. Als wir langsam aber sicher an Höhe gewannen, wechselte auch die Vegetation drastisch.
Leider verhinderte der dichte Nebel den Ausblick ins Tal runter. Es war schon fast unheimlich ruhig, nur vereinzelt surrten Insekten um die Ohren und der eine oder andere Vogel zwitscherte aus dem Nebel. Einmal kreuzte eine braun und grau gemusterte Schlange unseren Weg. Gegen Mittag kamen uns die ersten Gipfelstürmer entgegen, welche uns aufmunternd zunickten. Ganz offensichtlich waren sie lieber auf dem Weg runter als beim Aufstieg.
Sherpas auf Borneo
Die ganzen Lebensmittel, Getränke und zum Teil auch das Gepäck der Touristen wurde von einheimischen Trägern aufwärts geschleppt. Es war wirklich erstaunlich zu beobachten, wie die nur mit Sandalen bekleideten Malaysier scheinbar mühelos in einem unerwartet hohen Tempo den Berg hochjagten.
In regelmässigen Abständen hatte es Unterstände mit frischem Trinkwasser und Sitzgelegenheiten, welche zu einem Rast und einer stärkenden Zwischenverpflegung einluden. Der Pfad stieg unaufhörlich weiter, es schien wie eine einzige, riesige Treppe den Berg hoch. Erschwerend hinzu kam der einsetzende Regen, welcher den Weg in einen Bach verwandelte. Wollte sich der Mount Kinabalu vor den Eindringlingen erwehren?
Im Resthouse Laban Rata (3270 m)
Nach etwa 5.5 Stunden erreichten wir schliesslich komplett durchnässt das Resthouse Laban Rata auf 3270 m. Eine heisse Suppe und Nudeln waren jetzt genau das richtige. Nach und nach füllte sich der Aufenthaltsraum mit mehr oder weniger erschöpften Wanderer. Auch wir verspürten die vielen Höhenmeter in den Beinen und ersehnten die baldige Horizontalstellung für die Nachtruhe.
Das Mehrbettzimmer war zweckmässig für diese einte Nacht. Es fehlte lediglich an genügend Platz, um all die nassen Sachen aufzuhängen. Innert weniger Minuten schliefen wir ein. Doch lange währte der Schlaf nicht. Der immer noch wütende Regen prasselte kräftig aufs Vordach und weckte uns unzählige Male auf. Im Wissen, dass wir gegen 2 Uhr morgens sowieso wieder auf mussten, konnten wir schlussendlich gar nicht mehr einschlafen. Ungeduldig erwarteten wir das Piepen des Alarms. Im Kopf hatte ich die Gipfelbesteigung des Mount Kinabalu schon längst begonnen.
3. Tag: Gipfelbesteigung und Abstieg
2:15 Uhr. Endlich war es soweit. Eiskaltes Wasser ins Gesicht spritzend machten wir uns noch wacher als wir sowieso schon waren. Unten besorgten wir uns einen heissen Tee und im Proviant-Sack wühlend, fanden wir auch die als Frühstück vorgesehene Portion Kekse. Fest vermummt der Kälte trotzend, wartete unser Guide Venjohn schon auf uns. Etliche andere Bergführer vermissten ihre anvertrauten Gruppen noch. Die Stirnlampe über die Mütze gestülpt ging es raus in die rabenschwarze Nacht.
Reiz der Dunkelheit
Die Besteigung des Mount Kinabalu ging gleich weiter wie sie gestern aufgehört hatte, nämlich äusserst steil aufwärts. Es waren hier sogar Seile gespannt worden, die beim Aufstieg durchaus halfen. Das Hochklettern in der Dunkelheit hatte einen ganz speziellen Reiz. Ein wunderschöner Sternenschleier überzog den Himmel und der Mond projizierte sein schwaches Licht ins Schwarz der Nacht.
Der Regen hatte glücklicherweise aufgehört, aber natürlich war noch alles nass und glitschig, festes Schuhwerk war nun Gold wert. Die Kälte war zwar nicht so schlimm wie angenommen, aber der neu gekaufte Pullover zeigte natürlich seine Wirkung.
Nach etwa einer Stunde kamen wir zu einer Hütte, wo tatsächlich ein Malaysier ausharrte und die Trekking-Permits kontrollierte. Wenig später erreichten wir ein Hochplateau auf einer riesigen Steinplatte. Ab hier war es nicht mehr ganz so steil. Dafür machte uns die Höhe etwas zu schaffen.
Durchs Nebelmeer auf den Low’s Peak
Allmählich setzte ein rötliches Tageslicht ein und erleuchtete die fantastische Bergwelt, welche aus dem Nebelmeer ragte. Auf beiden Seiten gaben sich die verschiedenen Gipfel des Mount Kinabalu zu erkennen, wie der St. John’s Peak, der Ugly Sister Peak und der Donkey Ears Peak. Doch immer noch in beträchtlicher Distanz über uns thronte der Low’s Peak, der mit 4095 m höchste aller Gipfel. Der letzte Abschnitt musste noch hart erkämpft werden, von Felsbrocken zu Felsbrocken kletternd.
6:00 Uhr. Wir erreichten schlussendlich den Low’s Peak und somit den höchsten Punkt auf dem Mount Kinabalu. Die Gipfelstürmer umarmten sich glücklich und posierten für das obligate Erinnerungsfoto. Die fantastische Aussicht machte alle Strapazen vergessen. Der Nebel hatte sich verzogen und der Blick schweifte weit ins Tal runter, über die Regenwälder im Herzen von Borneo und bis ans Meer bei Kota Kinabalu, der Hauptstadt der Provinz Sabah.
Jetzt geht’s runter
Doch bei aller Euphorie ist der Abstieg nicht zu unterschätzen und schon bald machten wir uns wieder auf den Rückweg. Zurück in Laban Rata gönnten wir uns ein zweites, kurzes Frühstück, bevor wir wieder aufbrachen.
Den Knien und Beinen wurde einiges abverlangt bei diesen unendlichen Stein- und Wurzelstufen die es zu bewältigen galt. Da empfanden wir den Aufstieg eigentlich als einfachere Disziplin. Bald schon hatten uns der Nebel und die dichte Vegetation des Regenwaldes eingehüllt. Etwas Abwechslung brachte das Zusammentreffen mit den entgegenkommenden Wanderer.
Nach etwa 3 Stunden gelangten wir schliesslich zum Timpohon Gate und wenig später zum Hauptquartier des Nationalparks. Der Mount Kinabalu war erfolgreich bezwungen und wir erlebten ein weiteres Highlight auf unserer Reise durch Asien.