Encarnación die Stadt am Rio Paraná
Encarnación ist wohl die attraktivste Stadt in Paraguay, mit seiner privilegierten Lage am Rio Paraná. Vergnüge dich am Strand von San José, spaziere entlang der Küstenstraße Costanera und erlebe im Februar den heißblütigen Karneval. Unweit von Encarnación kannst du das Weltkulturerbe Trinidad, die ehemalige Siedlung der Jesuiten besuchen.
Encarnación liegt im Süden Paraguays an der Grenze zu Argentinien. Auf der anderen Seite des breiten Flusses Rio Paraná, gleich gegenüber, befindet sich die argentinische Großstadt Posadas. Eine 2,5 km lange Brücke verbindet die beiden Metropolen miteinander.
Man bekommt immer wieder zu lesen, Encarnación sei die schönste Stadt in Paraguay. Dies mag wohl so sein, schwierig zu beurteilen, da wir nur ein halbes Dutzend Ortschaften besucht haben. Doch wenn du Encarnación mit anderen südamerikanischen Städten vergleichst, beispielsweise mit Salvador und Rio de Janeiro in Brasilien oder Guatepé und Cartagena in Kolumbien, relativiert sich diese Aussage wieder, da hat der Kontinent noch ganz andere Städteperlen zu bieten.

Encarnación hat eigentlich keine namhaften Sehenswürdigkeiten. Die sonst in Südamerika so prächtigen Gotteshäuser sind hier bescheiden, die Plazas geben nicht sonderlich viel her und einladende Fußgängerzonen haben wir keine entdeckt. Doch wegen Sehenswürdigkeiten sind wir auch nicht hier. Paraguay ist ein alternatives Reiseziel, wenig beachtet und wenig besucht. Genau dies ist der Reiz der Reise, eher unbekannte und alternative Gefielde zu erkunden. Overtourismus gibt es mittlerweile auch in Südamerika, doch Paraguay leidet mit Bestimmtheit nicht darunter und wird es auch künftig nicht.
Ein Rundgang durch die südliche Grenzstadt Encarnación ist auch ohne herausragende Sehenswürdigkeiten ganz angenehm. Das Zentrum mit seinen Shops, Restaurants und Cafés ist kompakt und du kannst alles zu Fuß erkunden. Das eine oder andere Kolonialgebäude bringt dich bestimmt dazu deine Kamera zu zücken. Der reizvollste Stadtteil von Encarnación findest du jedoch unten am Rio Paraná, an der Uferpromenade »Costanera« und am Strand.

Uferpromenade Costanera und Strand
In den heißen Monaten spielt sich das Leben von Encarnación an der Uferpromenade »Costanera« ab. Frühmorgens gehört die Promenade den Fischern und Joggern. Abends flanieren die Bewohner gerne entlang der Küstenstraße. In der Ferienzeit und an den Wochenenden ist hier viel los: Sportveranstaltungen, Konzerte und andere kulturelle Events. Im Februar findet im Sambadromo der lebhafte Carnaval statt.
Am urbanen Sandstrand von San José kannst du ein erfrischendes Bad im Rio Paraná nehmen (die Farbe des Wassers ist nicht immer gleich einladend), Beach Volleyball spielen, dir einen Cocktail genehmigen oder einfach das süße Nichtstun genießen. Der Strand ist überraschend gepflegt und ein toller Ort um sich unter die Paraguayos zu mischen und Kontakte zu knüpfen.

Karneval von Encarnación
Im Februar ist Party Time in Encarnación, der heißblütige Karneval findet statt. Ganz in südamerikanischer Manier mit viel nackter Haut, lauter Musik, wildem Tanz und ausgelassen feiernden Menschenmassen. Die Einheimischen vergleichen ihre Fiesta sogar mit Rio de Janeiro, der unbestrittenen Hochburg des Carnaval. Wohl etwas vermessen und doch zieht der Karneval von Encarnación Leute aus ganz Paraguay und dem benachbarten Argentinien an.
Das Epizentrum der Feierlichkeiten ist der Sambadromo an der Avenida Costanera, wo man nur mit einer Eintrittskarte reinkommt. Doch wird schlussendlich in der ganzen Stadt gefeiert und in den Morgenstunden strömen die Leute in die Clubs und Discos der Stadt. Das genaue Datum des Karnevals ist von Jahr zu Jahr verschieden, doch ist das eine oder andere Wochenende im Februar dabei meist gesetzt.

Übernachten in Encarnación
Abgesehen von den Wochenenden, Ostern, Weihnachten und Karneval solltest du keine Probleme haben, eine passende Unterkunft zu finden. Eine vorzeitige Reservation ist jedoch immer angebracht. Falls du nur beabsichtigst, Encarnación als Sprungbrett für den Besuch der Jesuitenmissionen zu gebrauchen, empfehlen wir dir unweit des Busbahnhofs ein Hotel zu buchen.
Mittelklasse: Hotel Luxsur
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet das Hotel Luxsur*, spezielles Interieur mit einigen Zimmern mit gewöhnungsbedürftigen Farbkombinationen, doch warum nicht mal was Außergewöhnliches ausprobieren?
Gehobene Klasse: De la Trinidad Hotel
Das Hotel de la Trinidad* befindet sich in einem der wenigen Hochhäuser in Encarnación. Ruhige Lage mit Blick auf den Fluss und rüber bis Argentinien. Tolle Rooftop Bar und Restaurant.

Ein guter Ort für eine Übernachtung ist der Straßenzug hinter dem Strand von San José. An der Avenida Costanera, gleich am Ufer vorne, gibt es jedoch keine Hotels. Von hier bist du in 5-10 Minuten zu Fuß bei der Plaza de Armas im Herzen der Stadt.
Preisgünstig: Hotel Puesta del Sol
Von der Architektur her müsste man dem Architekten seinen Abschluss aberkennen. Frühstücksraum mit Blick auf Parkplatz und der Pool wurde gleich über dem Parkplatz konstruiert, geht beides gar nicht. Doch bietet das Hotel Puesta del Sol* oft Rabatte und somit eine kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit.
Mittelklasse: De la Costa Hotel
Guter Pool im Garten, Zimmer eher etwas klein, gegen einen Aufpreis jedoch mit kleinem Balkon. Das Hotel de la Costa* ist etwas in die Jahre gekommen, falls gerade mit Rabatt buchbar eine gute Wahl, zum vollen Preis eher nicht.
Gehobene Klasse: Sun Hotel
Modernes Hotel an Top-Lage mit einer hohen Bewertung auf booking.com. Die im oberen Bereich liegenden Zimmer im Sun Hotel Encarnación* bieten einen Ausblick über den Rio Paraná. Zuoberst findest du eine Rooftop Bar und einen kleinen Pool an der Gebäudefront.

Anreise und Weiterreise
Vom kleinen Busbahnhof Terminal de Omnibus den Encarnación gibt es regelmässige Verbindungen in Paraguays Hauptstadt Asunción (Reisezeit 6-7 h) und nach Ciudad del Este (Reisezeit 4-5 h).
Jesuitenmissionen in Paraguay
Einer der Höhepunkte unseres Aufenthalts in Encarnación war ein Tagesausflug zu den Ruinen einer Jesuitenmission, etwa eine Stunde mit dem Bus von der Stadt entfernt. Die sogenannten Reduktionen sind das einzige Weltkulturerbe in Paraguay.
Im 17. Jahrhundert erhielt der Jesuitenorden vom spanischen König den Auftrag zur Bekehrung der Indianer in einem noch relativ unberührten Landstrich an der heutigen paraguayisch-argentinischen Grenze. Es gelang den Patern das Misstrauen der Urbevölkerung zu überwinden und den christlichen Glauben zu verbreiten.
Das soziale Experiment im südamerikanischen Dschungel führte innert weniger Jahren zur Gründung von gegen 30 autarken Städten, den sogenannten Reduktionen. Unter der Leitung weniger Pater wurden die zuvor nomadisch lebenden Guarani sesshaft. Aus dem Nichts schafften die Jesuiten zusammen mit der indigenen Bevölkerung landwirtschaftliche Anwesen und erbauten Kirchen zur Verbreitung des christlichen Glaubens.
Etwa 150 Jahre lang entwickelte sich die Missionen der Jesuiten in Paraguay zu einem nicht mehr fortzudenkenden Wirtschaftsfaktor. Doch wurde der Orden zu mächtig für die Spanier und auch die indigene Bevölkerung zeigte sich zunehmend unzufrieden. Durch Reibereien, Intrigen und Verleumdung anderer Orden wie derjenige der Franziskaner, erfolgte schlussendlich die Vertreibung der jesuitischen Förderer aus Paraguay.
Infolgedessen verwahrlosten die Reduktionen. Die meisten Indios wurden durch Krankheiten und Seuchen dezimiert oder flohen. Die Siedlungen und Missionen waren binnen kurzer Zeit völlig verwaist und verfielen.

La Santísima Trinidad de Paraná
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit zu Paraná, wenn das kein vielversprechender Name ist, den die Jesuiten der Mission unweit von Encarnación gegeben haben. Noch heute nennt sich das kleine Dorf neben den Ruinen Trinidad. Die historische Stätte steht zusammen mit der nahe gelegenen Reduktion von Jesus de Tavarangue unter dem Schutz der Unesco, als einziges Weltkulturerbe in Paraguay. Trinidad ist dabei grösser, beliebter und einfacher zu erreichen als Jesus de Tavarangue.
Auf der anderen Seite des Rio Paraná, in Argentinien, gehört die Mission von San Ignacio ebenfalls zum Weltkulturerbe. Zu deren Ehren wurde die ganze Provinz im Nordosten Argentiniens Misiones getauft.

Besuch der Mission von Trinidad
Vom Busbahnhof in Encarnación fahren regelmäßig Busse gegen Osten und somit in die Richtung von Trinidad. Dies können lokale Kleinbusse sein oder auch Fernbusse mit Reiseziel Ciudad del Este. Auf Verlangen halten beide an der Hauptstraße beim Abzweiger nach Trinidad. Vergewissere dich bei den Langstreckenbussen aber unbedingt bereits vor der Abfahrt, ob der Fahrer auch wirklich anhalten wird. Wir haben von anderen Reisenden erfahren, dass dieser Stopp eigentlich untersagt ist. Zu Fuß bist du dann in 15 Minuten beim Eingang zur Mission von Trinidad.
Nach dem Bezahlen des Eintrittspreises von weniger als 5 EUR, lassen die Angestellten für dich ein Video auf Spanisch oder Englisch laufen, welches die Geschichte der Jesuitenmissionen in Paraguay beschreibt. Dazu bietet ein kleines Museum einige Informationstafeln. Bei den Ruinen selbst gibt es dann jedoch keine weiteren Beschreibungen mehr, was etwas schade ist.

Jedenfalls machen wir uns nun an die Erkundung des Geländes. Wir spazieren durch die einst blühende Stadt und lassen die Gedanken zurückschweifen, in lange vergangene Zeiten der Missionare und der indigenen Bewohner von Trinidad. Die Komplexe bestehen aus orangefarbenen Steinen, einige sind dank der Fördergelder der Unesco recht gut erhalten. Beeindruckend sind die langen Bogengänge, die mächtige Kirche mit ihren Ornamenten, der separat stehende Glockenturm und eine kleine Kapelle am Rande der Reduktion, die heute zu besonderen Anlässen sogar wieder in Gebrauch ist. Trinidad ist voller verwunschener Ecken und Winkel, man entdeckt immer wieder neue Details und Perspektiven.
Unser Rundgang durch die historische Jesuitenmission La Santísima Trinidad de Paraná ist schon irgendwie magisch. Die Architektur mit den Gebäuden aus dunkelroten Backsteinen, die leuchtende grüne Wiese mit den lila schimmernden Blumen und der stahlblauen Himmel verstärkten die Eindrücke des Reiseerlebnisses.
Weit und breit sind keine Touristen zu sehen. Noch nie haben wir eine Unesco Welterbstätte so einsam vorgefunden. Andere Ruinenstätten wie Machu Picchu in Peru oder Monte Albán in Mexiko leiden dagegen schon richtiggehend unter dem Ansturm der Besucher. Einmal mehr freuen wir uns über die Bekräftigung der Entscheidung ins wenig bekannte Paraguay zu reisen.

Ausflug nach Posadas und Argentinien
Direkt gegenüber von Encarnación, auf der anderen Seite des Rio Paraná, liegt die argentinische Grenzstadt Posadas. Über die Brücke »Puente Internacional« gelangst du entweder mit dem Bus oder einem Zug zwischen Paraguay und Argentinien hin und her.
Posadas ist die Hauptstadt der Provinz Misiones. Von hier kannst du die ebenfalls als Unesco Weltkulturerbe deklarierte Jesuitenmission von San Ignacio besuchen. Ganz im äußersten Ecken der Provinz Misiones, im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay, liegt der Nationalpark Iguazu mit den weltbekannten Wasserfällen.