Koloniale Küstenstadt am Rio de la Plata
Kopfsteinpflasterstraßen, malerische Plazas, bunte Kolonialhäuser und den Blick über den Rio de la Plata. Colonia del Sacramento ist der leuchtende Stern Uruguays. Wie ein Magnet zieht es Argentinier aus Buenos Aires für einen Tagesausflug an. Unter der Woche ist Colonia jedoch sehr entspannt und jedenfalls eine Reise wert.
Colonia del Sacramento einst und heute
Colonia wurde 1680 von den Portugiesen am Ufer des Río de la Plata gegründet. Die Hafenstadt spielte eine strategische Rolle im Kampf zwischen ihnen und den Spaniern um die Vormacht in Südamerika. Mehr als ein Jahrhundert lang stritten die europäischen Königreiche um die Stadt, mit mehrmals wechselnden Besatzern. Erst 1828 gelangte Colonia an den Staat Uruguay.
Um den Erhalt dieses kolonialen Erbes zu erhalten, erklärte die UNESCO das historische Zentrum von Colonia zum Weltkulturerbe. Nun ist die Kleinstadt ein Besuchermagnet, für Touristen aus Uruguay wie auch aus dem nahe gelegenen Buenos Aires. Eine Stunde reicht für die Überfahrt des Rio de la Plata und somit ergibt sich für die Argentinier ein wunderbarer Tagesausflug.
Längst ist Colonia del Sacramento auch bei internationalen Reisenden auf dem Radar. Zurecht, wir können dir den Besuch von Colonia wirklich empfehlen. Es ist ein Paradies für Fotografen, ein visuelles Highlight reiht sich ans nächste. Auch wenn du meinst, dass du alles gesehen hast, entdeckst du beim nächsten Rundgang weitere fotogene Details. Die pittoresken Plätze, die romantischen kopfsteingepflasterten Gassen und der koloniale Charme werden auch dich begeistern.
Tagesausflug oder mit Übernachtung?
Das historische Zentrum ist kompakt genug, um alles in wenigen Stunden zu Fuß zu erkunden. Doch sobald die Ausflügler am späten Nachmittag abgezogen sind, herrscht ein ganz anderer Vibe in der Kolonialstadt. Wir haben einmal in Colonia übernachtet und würden es jedenfalls wieder so machen. Nur schon um in der Reina Bar gleich am Rio de la Plata einen Sundowner zu genießen und die harmonische Abendstimmung über dem Fluss zu erleben.
Sehenswürdigkeiten in Colonia del Sacramento
Calle de los Suspiros (Straße der Seufzer)
Als sehr fotogen erweist sich die Calle de los Suspiros, also die Strasse der Seufzer. Die mit Kopfsteinpflaster errichtete Gasse, wird von mit Fliesen und Stuck verzierten Steinhäusern mit Ziegeldächern gesäumt. Lila blühende Bougainvillea zieren die Portale der Anwesen, altehrwürdige Laternen kleben an den Wänden und auch das Hinweisschild aus Kacheln verdient Beachtung.
Über den Ursprung des Namens gibt es zwei Theorien. Eine berichtet von früheren Bordellen in der Gasse und beim Anblick der begehrlichen Frauen, seufzten die Seeleute auf. Eine andere Theorie spricht von Seufzern von den zum Tode verurteilten Gefangenen, die auf dieser Gasse zum Río de la Plata gebracht wurden.
Plaza de Armas
Die Plaza de Armas ist wie in so vielen Orten in Südamerika der Hauptplatz und das wahre Herz des historischen Zentrums. Fundamente des Hauses des Gouverneurs sind stille Zeugen der Kolonialzeit. Auf der Plaza findest du eine der ältesten Kirchen Uruguays, die Basilica del Santisimo Sacramento, mit dem charakteristischen Zwillingsturm, aber sonst schlicht im Design. Gleich gegenüber locken zwei einladende Cafés und sowieso wimmelt es im ganzen Stadtkern nur so von netten Restaurants.
Im historischen Zentrum stehen einige Oldtimer, welche irgendwie wunderbar ins Stadtbild passen und uns ans Strassenbild der kubanischen Kolonialstadt Trinidad erinnern.
Plaza Mayor und der Leuchtturm
Da Colonia del Sacramento von strategischer Wichtigkeit war, kamen an der Küste häufig Schiffe vorbei. Den Erzählungen nach gab es in der Gegend viele Schiffsunglücke, weshalb der Bau eines Leuchtturms angebracht war. Er wurde mitten in alten Ruinen errichtet, was etwas kurios aussieht.
Im Laufe der Jahre wurden mehrere Reparaturen durchgeführt, um den guten Zustand und das dominante weiß zu erhalten. Nun ist der Leuchtturm das Wahrzeichen von Colonia und ein beliebter Aussichtspunkt. Besteige den etwa 35 m hohen Turm und überzeuge dich selbst.
Der Leuchtturm steht nicht gleich an der Küste, sondern leicht landeinwärts bei der Plaza Mayor. Palmen und andere Bäume schmücken den lieblichen Platz. Ideal um sich einige ruhige Minuten im Schatten zu gönnen.
Museen und Galerien
Für seine Größe verfügt Colonia über recht viele Museen im historischen Viertel. Mit dem Lösen eines einzigen Master-Tickets kannst du dir so viele Museen ansehen, wie du möchtest. Die beliebtesten Ausstellungen konzentrieren sich auf die Vergangenheit der Kolonialstadt, wie beispielsweise das Spanische oder Portugiesische Museum. Dazu gibt es ein Museum über die indigene Kultur und ein Paläontologisches Museum, das die in der Gegend entdeckten Funde vorstellt.
Dank der vielen (argentinischen) Besucher leben die Galerien bestimmt ganz gut. In der entspannten Atmosphäre sind die Gäste bereit Geld locker zu machen für Kunsthandwerk, Gemälde, Kleidung oder handgefertigte Produkte.
Küste und Strände von Colonia
Colonia del Sacramento liegt am Ufer des mächtigen Flusses Rio de la Plata. Dieser wird genährt vom Rio Uruguay und Rio Paraná, letzterer bekannt für das Wasserkraftwerk Itaipú im Grenzgebiet zwischen Paraguay und Brasilien, eine der größten Talsperren der Welt. Der Rio de la Plata vermischt sich auf dem Weg nach Montevideo allmählich mit dem atlantischen Ozean. Bei unserem Besuch war der Rio de la Plata eine braune Brühe und wenig einladend. Ob man baden möchte, darf jeder für sich entscheiden. Allenfalls sieht es in anderen Reisemonaten anders aus.
Jedenfalls hat Colonia durchaus einladende Strände. Einige erstaunlich feinsandig, ideal um es sich gemütlich zu machen und das Dolcefarniente zu genießen… auch ohne baden. Gleich beim Busterminal und beim Fährhafen von Buquebus und Colonia Express, kannst du an der Playa Honda abhängen. Auf der anderen Seite der Landzunge hat der Strand den interessanten Namen Playa urbana del Rowing, weil gleich nebenan der kölsche Ruderverein sein Clubhaus hat.
Die schönsten Strände liegen jedoch ausserhalb der Stadt in nördliche Richtung. Hier wo auch renommierte Hotelketten wie Dazzler by Windham* und Sheraton Golf and Spa Resort* beheimatet sind. Mit einem Fahrrad, welches du im Stadtzentrum oder in deinem Hotel mieten kannst, ergibt sich entlang der Küstenstraße Rambla de las Américas ein wunderbarer Ausflug hierher.
Reiseinformationen und Tipps
Hotels und Unterkünfte
Budget: El Viajero Posada und Hostel
Die Posada El Viajero* ist nicht ganz so billig wie ein klassisches Hostel. Dafür hast du ein Zimmer mit eigener Dusche und es ist jedenfalls eine gute Wahl für preisbewusste Reisende. Die Posada El Viajero ist irgendwie heller, schicker und gemütlicher als andere Hostels in Colonia. Die Lage an der südlichen Küstenstraße ist sehr ruhig. Fahrräder können gegen eine Gebühr ausgeliehen werden.
Mittelklasse: Posada del Angel
Schöne Unterkunft in unmittelbarer Nähe zum historischen Zentrum und der Fähre. Die Posada del Angel* ist mit liebevollen Details eingerichtet. Der kleine Pool im Garten bietet an heißen Tagen eine willkommene Erfrischung.
Luxus: Radisson Hotel Colonia del Sacramento
Das Radisson Hotel* hebt sich durch die super Lage direkt am Rio de la Plata ab. Wir empfehlen ein Deluxe Zimmer mit Blick auf den Fluss zu buchen, der Aufpreis lohnt sich. Jedenfalls kannst du auch im Infinity Pool die Aussicht über den Rio de la Plata genießen. Dazu die für diesen Standard gewohnten Annehmlichkeiten wie Whirlpool, Gym, Sauna und Lounge Bar.
Schifffahrt zwischen Colonia und Buenos Aires
Es gibt zwei Transportunternehmen, welche die Überfahrt des Rio de la Plata von Colonia in Uruguay in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires anbieten: Buquebus und Colonia Express. Beide haben ähnliche Fahrpläne mit 3-4 Abfahrten täglich. Beide bieten eine Kombination von Schiff und Bus, also auf dem Wasserweg ab/bis Colonia und auf der Strasse von/nach Montevideo.
Buquebus (www.buquebus.com) bedient in Buenos Aires das Terminal östlich des Microcentro, welches für Traveller meist praktischer ist. Je nach Reisegepäck kannst du sogar zu Fuß zu deiner Unterkunft marschieren. Wir haben uns somit das Taxi gespart und dies konnte den höheren Fahrpreis wettmachen.
Das Ticket bei Colonia Express (www.coloniaexpress.com) ist preisgünstiger, bei einer Buchung online profitierst du von noch tieferen Tarifen.
Wie es um den Komfort steht, also ob der teurere Katamaran von Buquebus auch wirklich besser ist, können wir nicht beurteilen. Bei Buquebus war jedenfalls alles in bester Ordnung, mit ausreichend bequemen Sesseln und sogar Tische für Familien oder eine Gruppe von Reisenden waren verfügbar.
Nur die Abfertigung in den beiden Häfen in Colonia und Buenos Aires war chaotisch. Weil beide Unternehmen fast zeitgleich Abfahrten programmiert hatten, war das Boarding eine Tortur. Da standen also Hunderte von Passagieren und niemand wusste, ob er in der richtigen Schlange eingereiht war.
Obwohl Buquebus etwa 30 Minuten vor dem Colonia Express abfahren sollte, war der gleiche Zutritt für die Pass- und Ticketkontrolle für alle vorgesehen. Dies konnte nicht gut gehen. Schlussendlich wurden Passagiere dann noch vorgelassen und es begann ein wildes Drücken und Drängeln zwischen den Gästen der beiden Transportunternehmen.
Sei genug früh beim Hafenterminal, mindestens eine Stunde, besser 1.5 h vor der geplanten Abfahrtszeit. Je nach Besucherandrang bist du dankbar dafür. In der Urlaubszeit, an Feiertagen und am Wochenende kann eine Fähre auch mal ausgebucht sein. Erstehe dein Ticket rechtzeitig.