Bahnreise durch Usbekistan auf eigene Faust
Der Zug ist die beste Art, um in Usbekistan zwischen den Städten Taschkent, Samarkand und Buchara entlang der Seidenstraße zu reisen. Das gut ausgebaute usbekische Eisenbahnnetz hat sogar ein Trassee für den modernen Hochgeschwindigkeitszug »Afrosiyob«. Liebhaber von Bahnreisen und klassische »Train-Spotter« kommen im zentralasiatischen Land voll auf ihre Kosten. Zugfahren hier ist kinderleicht, komfortabel und schnell. Wir geben dir wertvolle Tipps für deine Bahnreise durch Usbekistan auf eigene Faust.
Usbekische Eisenbahngesellschaft
Die Eisenbahn kam in der Region Ende des 19. Jahrhunderts an, als Usbekistan Teil des Russischen Reiches war. Die erste bedeutende Strecke war die Transkaspische Eisenbahn, die Taschkent mit dem europäischen Teil von Russland verband und die wirtschaftliche Erschließung der Region vorantrieb.
Während der Sowjetzeit wurde das Schienennetz stark ausgebaut, um landwirtschaftliche Produkte wie Baumwolle und Ressourcen wie Erdgas und Mineralien effizient zu transportieren. Nach der Unabhängigkeit Usbekistans 1991 wurde drei Jahre später das staatliche Unternehmen Oʻzbekiston Temir Yoʻllari (OTY) gegründet, um das nationale Eisenbahnnetz zu modernisieren und zu betreiben.
In den letzten Jahrzehnten investierte die Eisenbahngesellschaft in die Elektrifizierung von Strecken, die Einführung von Hochgeschwindigkeitszügen und die Verbesserung der internationalen Verbindungen, insbesondere nach Russland, Kasachstan, und in die Volksrepublik China.
Die Hauptstrecke des usbekischen Bahnunternehmens ist die Verbindung von Taschkent über Samarkand nach Buchara, welche für den Tourismus wie auch für den Güterverkehr von großer Bedeutung ist. Hier verkehrt der moderne Hochgeschwindigkeitszug »Afrosiyob«, der die Städte entlang der Seidenstraße mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h bedient.
Zugstypen in Usbekistan
Afrosiyob
Der Afrosiyob (gelegentlich auch Afrosiob geschrieben) ist ein moderner Hochgeschwindigkeitszug, entwickelt von der spanischen Firma Talgo. Er wurde nach der antiken Stadt Afrosiyob benannt, die sich in der Nähe von Samarkand befindet. Der Schnellzug verbindet die wichtigsten Städte des Landes, darunter Taschkent, Samarkand, Buchara und Qarshi (Karshi).
Dank seiner beachtlichen Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h, verkürzt der Afrosiyob die Reisezeiten erheblich. Zum Beispiel dauert die Fahrt von Taschkent in die mythische Stadt Samarkand nur rund 2 Stunden und von Taschkent nach Buchara rund 4 Stunden. Die Bahnwaggons sind modern und bieten viel Platz. Das Ambiente erinnert eher an ein Flugzeug als an einen Zug. Du kannst zwischen der Economy, Business und VIP-Klasse wählen.
Sharq
Sharq ist ein Fernverkehrszug, der auch usbekische Städte in entlegenen Regionen und abseits des Hochgeschwindigkeitsnetzes anfährt. Teilweise bietet er einige Schlafwagenabteile, ist aber im Allgemeinen auf Tagesreisen ausgerichtet. Der Sharq Train ist (deutlich) langsamer, aber immer noch komfortabel und billiger als der Afrosiyob. Auch bei dieser Zuggattung kannst du einen Sitzplatz reservieren und erhältst ein sehr authentisches Reiseerlebnis.
Sharq bedeutet auf usbekisch übrigens «Osten». Gelegentlich kursiert die irrtümliche Schreibweise »Shark« und die fehlerhafte Übersetzung als »Hai-Zug«.
Nachtzüge
Nachtzüge oder Schlafwagenzüge werden eingesetzt, um größere Entfernungen bequem zu überbrücken. Sie verbinden die wichtigsten Städte in Usbekistan, sofern die Fahrzeit in der Regel zwischen 8 und 12 Stunden beträgt. Nachtzüge starten oft am späten Abend, sodass die Ankunft frühmorgens erfolgt.
Bei Reisenden besonders beliebt ist die Strecke von der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Buchara oder weiter nach Urgench, dem Verkehrsknotenpunkt und Zugangspunkt zur historischen Stadt Khiva. Die Preise sind abhängig von der gewünschten Komfortklasse, also im 2er-Abteil, 4er-Abteil oder in einem offenen Schlafabteil.
Wie kann ich in Usbekistan ein Bahnticket kaufen?
Am besten buchst du die Fahrkarte direkt bei der usbekischen Eisenbahngesellschaft, online über die App und E-Ticket Shop: eticket.railway.uz/en/home
Tickets für alle Zugtypen, einschließlich Afrosiyob, Sharq und Nachtzüge, können über die Website gebucht werden. Wähle die gewünschte Strecke, das Reisedatum und den Sitzplatz in der gewünschten Komfortklasse. Bezahlen kannst du mit einer Kreditkarte und mit Apple Pay. Nach der erfolgreichen Buchung erhältst du dein E-Ticket.
Zudem kannst du an vielen Bahnhöfen wie Taschkent, Samarkand oder Buchara ein Zugticket kaufen. Teilweise auch an offiziellen Verkaufsstellen in den Stadtzentren. Falls du die Buchung über ein (lokales) Reisebüro oder Reiseveranstalter vornimmst, ist der Fahrpreis allermeist höher.
Das Bahnticket musst du beim Betreten des Bahnhofs vorweisen, allenfalls erneut beim Besteigen des Zuges und durch den Schaffner während der Bahnfahrt. Wegen den Sicherheitskontrollen empfehlen wir dir ca. eine Stunde vor der Abfahrt beim Bahnhof zu sein.
Fahrkarten können schnell ausverkauft sein. Insbesondere die limitierten Tickets für den Afrosiyob solltest du frühzeitig buchen, wenn immer möglich 1-2 Wochen vor der gewünschten Zugreise. Kurzfristiges und spontanes Reisen ist schwieriger, beim Sharq Train ist die Chance höher, noch einen Sitzplatz zu erstehen.
Erfahrungsbericht mit dem Zug durch Usbekistan
Taschkent – Hauptstadt im Wandel der Zeit
Taschkent ist die Hauptstadt Usbekistans und das wirtschaftliche, kulturelle sowie politische Zentrum des Landes. Mit über 2,5 Millionen Einwohnern ist Taschkent die größte Stadt Zentralasiens und beeindruckt mit einer Mischung aus moderner Architektur, breiten Boulevards und historischen Vierteln.
Als wichtiger Knotenpunkt der Seidenstraße besitzt Taschkent eine über 2000-jährige Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Nach einem schweren Erdbeben im Jahr 1966, wurde die Stadt weitgehend neu aufgebaut und wurde zur modernen und dynamischen Metropole. Mit seinen Museen, Theatern und Universitäten bewahrt Usbekistans Hauptstadt das reiche Erbe des Landes.
Dank der im Norden gelegenen Ausläufern des Tien Shan Gebirges kennt Taschkent keinen Mangel an Wasser. Der Fluss Tschirtschik (auch Chirchiq) durchzieht das ganze Stadtgebiet mit einem Netz von Nebenarmen und Kanälen und lässt die Oasenstadt in reicher grüner Pracht wachsen und gedeihen.
Herausragenden Sehenswürdigkeiten in Taschkent
Das heutige Zentrum um den Amir-Timur-Platz entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts. Die Sowjetunion drückte der Stadt vor allem nach dem verheerenden Erdbeben ihren Stempel auf. Dabei entstanden unter anderem die Metro und der Fernsehturm. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung 1985 figurierte der usbekische TV-Tower mit 375 m unter den fünf höchsten Fernsehtürmen der Welt. Noch heute ist er ein modernes Wahrzeichen von Taschkent. Eine Aussichtsplattform bietet einen eindrücklichen Panoramablick über die usbekische Hauptstadt.
Taschkent beherbergt Sehenswürdigkeiten wie den Hast-Imam-Komplex, mit Moscheen, Medresen, wo eine der ältesten Koranhandschriften der Welt aufbewahrt wird. Im Zentrum der Altstadt Taschkents befindet sich auf einer Anhöhe die Kukeldash-Medrese mit ihrem fast 20 m hohen Haupteingang. Sie stellt ein sehr schönes Beispiel traditioneller islamischer Architektur dar.
Der Chorsu-Basar mit seinem auffälligen Kuppelbau ist ein traditioneller Markt im Herzen der Metropole, wo Besucher frische Lebensmittel, Gewürze, Handwerkskunst und Kleidung kaufen können. Der Platz der Unabhängigkeit (Mustaqillik Maydoni) ist der größte Platz Usbekistans, ein Symbol der Souveränität des Landes, mit monumentalen Statuen und Springbrunnen. Der Kulturpalast »Turkiston« stammt noch aus der Sowjetzeit und ist in Taschkent nach wie vor ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte, Theater und Musicals.
Am Bahnhof von Taschkent
Eine Sehenswürdigkeit für sich ist der Hauptbahnhof von Taschkent. Es glitzert und glänzt hier wie in einem 5-Sterne-Hotel. Was für ein Prestigebau! Der Bahnhof wurde erstmals in der Sowjetzeit errichtet und später modernisiert, um den steigenden Anforderungen des internationalen und nationalen Verkehrs gerecht zu werden. Taschkents Hauptbahnhof ist nicht nur ein funktionaler Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein Symbol für die Modernisierung des Landes
Wir starten unsere Zugreise durch Usbekistan hier am südlich gelegenen Bahnhof. Doch zuerst gilt es eine Sicherheitskontrolle zu passieren. Dabei prüfen einige Beamte das E-Ticket und den Reisepass. Somit wird sichergestellt, dass nur Leute mit einem gültigen Bahnticket in den Bahnhof gelangen. Entsprechend gesittet und ruhig geht es im Innern zu und her. Kein Drängeln und Schupsen, keine aufdringlichen Verkäufer oder Randständige und keine überfüllte Wartehalle.
Auch die Gepäckkontrolle wird sehr ernst genommen, es läuft ab wie an einem Flughafen. Doch obwohl es bei uns Touristen piepst, scheint sich kein Beamter zu getrauen, da genauer hinzuschauen.
Wegen dieser für uns ungewohnten Sicherheitskontrolle sind wir froh, dass wir frühzeitig vor der Abfahrt des Zuges am Bahnhof sind.