Warum ich lieber auf Cat Ba bin als auf einer Kreuzfahrt
Reise nach Cat Ba, auf die größte Insel in der Bucht von Halong im Norden von Vietnam. Zu den Sehenswürdigkeiten und Highlights gehören der Cat Ba Nationalpark, eine Tour mit dem Kayak durch die Bucht von Lan Ha, Umrundung der Insel mit dem Motorrad und eine Bootstour durch die umliegende Inselwelt der Halong Bay.
Reise von Hanoi nach Cat Ba
Ich buche keine 2 oder 3-tägige Kreuzfahrt in der Ha Long Bucht ab Hanoi, da ich mir lieber selbst ein Bild vor Ort mache. Deshalb reise ich von der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi auf die größte Insel im Halong Archipel: Cat Ba. Mein Hotel in Hanoi hat mir auf Anfrage selbstverständlich einen entsprechenden Transport angeboten und ich diesen gebucht. Abholung im Hotel in Hanoi und abgeliefert werde ich in der nächsten Unterkunft auf Cat Ba, besser geht nicht.
Auf der etwa 4-stündigen Reise muss ich einmal den Bus wechseln, aufgrund der Fähre vom vietnamesischen Festland zur Insel. Das heißt im Klartext, alles Gepäck muss vom Festland-Bus zum Fähranleger selbst befördert werden, dann auf das Schiff und auf der anderen Seite zum Insel-Bus.
Die riesigen Betonpfeiler gehören zu einer Seilbahn. Die höchste Seilbahnstütze ist 215 m hoch und das ist Weltrekord. Die knapp vier km lange Strecke ist derzeit nicht in Betrieb, wahrscheinlich aus finanzieller Natur der Betreiberfirma Sun Group. Das moderne Verkehrsmittel soll aber ab Mai 2024 wieder am Start sein, genaueres lässt sich auf der Website nachlesen.
Willkommen in Cat Ba
Der Bus liefert jeden Fahrgast in seiner Unterkunft ab. Nach der Einquartierung im sehr überschaubaren Örtchen Cat Ba, geht es gleich den leichten Abhang hinunter zur Uferpromenade.
Diesen Sonntag findet ein Fest auf großer Bühne mit Tanz, Musik und viel Spektakel rund um die Heißluftballons statt, sogar mit Live-Übertragung im vietnamesischen Fernsehen. Das war nicht geplant, sondern ein schöner Zufall.
Mehrere tausend Anwohner, sowie vietnamesische und ausländische Touristen sind von der Vorstellung sichtlich begeistert, ein absolut erfolgreicher Ausklang meines Anreisetages. Hier findest du etwas mehr Hintergrundinformation über das Fest in einer lokalen Zeitung.
Erkundung der Insel mit dem Motorrad
Natürlich muss ich hier länger bleiben und mache morgens im Hotel aus den geplanten zwei Übernachtungen direkt vier. Das Thema Kabinenschiff ist ja vom Tisch. Frühstück im Hotel ist ganz akzeptabel, das Frühstücksei kann vom Koch auf neun verschiedene Arten zubereitet werden, ich entscheide mich für Omelett mit allem.
Morgens gegen 8 Uhr bekomme ich meinen 125 ccm Scooter direkt im Hotel. Kleine Probefahrt und los geht’s zum Nationalpark Cat Ba in etwa der Mitte der Insel. Mein erstes Mietmoped im Reiseland Vietnam ist Klasse, fährt ordentlich schnell und ohne Probleme. Kostet etwa 5 EUR pro Tag, hat aber nie viel Sprit im Tank, also immer besser an der ersten gesichteten Tankstelle etwas nachtanken, je nach beabsichtigter Fahrtstrecke. 1.5 Liter kosten 1.5 EUR und reichen durchaus für einen ganzen Tag von Süd nach Nord und zurück nach Cat Ba City.
Also los, vom Örtchen Cat Ba in Richtung Norden. Nach 8 km komme ich zur Hang Quan Y, einem historischen Krankenhaus in einer Höhle. Die »Hospital Cave« spielte im Krieg eine Rolle und war damals ein geheimer Ort, wo Verwundete versorgt wurden. Für 1.5 EUR Eintritt kann man diese besichtigen, Besuchsdauer etwa 15 Minuten. Nach weiteren knapp 4 km Fahrt komme ich zur Trung Trang Höhle, die ich heute jedoch auslasse. Ich fahre direkt weiter zum Nationalpark.
Cat Ba Nationalpark und Gipfelbesteigung
Am Eingang zum Cat Ba Nationalpark zahle ich eine geringe Eintrittsgebühr und bin mindestens für die nächsten 2-3 Stunden beschäftigt. Die höchste Erhebung, den Ngu Lam Peak mit über 200 m, muss ich während des Aufstiegs etwas suchen. Die Wegweiser sind nicht die größte Hilfe. Es gibt allerdings nicht viele Wege nach oben. Erfolg ist letztlich sicher, aber genügend Wasser nicht vergessen.
Ich wähle den Weg nach links und auf geht’s. Da es sowieso eine Art Rundlauf zu sein scheint, sollte die erste Richtung ziemlich egal sein. Anfangs treffe ich fast keine Bergbesteiger. An die hohen Stufen habe ich mich nach einigen Metern Aufstieg gewöhnt. Plötzlich Hinweise auf zahlreiche Besucher an einer Tafel, was vorher sicher mal ein Hinweisschild oder sogar eine Karte des Gebietes war.
Der Tag ist am Morgen ziemlich bewölkt, dennoch ein schöner Ausblick. Seit dem kleinen Turm etwas unterhalb vom Gipfel, hat sich die Besucherdichte stark erhöht. Ganz oben kann man nur auf einigen großen Felsen hocken und auf den richtigen Moment fürs Foto warten.
Auf dem Rückweg komme ich über einen anderen Weg nach unten, d.h. habe wohl die komplette Runde geschafft. Zügig mache ich mich auf zum Ausgang. Direkt gegenüber vom Nationalpark ist ein kleines Lokal, da gibt’s kühle Getränke. Ich bin durstig, passt doch mal wieder.
Im Norden der Insel Cat Ba
Nach etwas Pause mache ich mich direkt auf den Weg zum Fähranleger Ben Pha Gia Luan ganz im Norden von Cat Ba. Dort kann man eine Fähre nach Ben Pha Tuan Chau nehmen, eine vorgelagerte Insel mit Brückenverbindung zur Stadt Ha Long. Ich kann mir vorstellen, die etwa einstündige Fahrt zum günstigen Fährpreis, vorbei an allerlei Inseln, hat ihren Reiz. Dennoch tue ich es nicht.
Ein Mopedfahrer am Pier spricht mich an und hat eine günstige Tour für mich in die Ha Long Bucht. Ich sage, dass ich schon dagewesen sei und zeige Fotos von gestern. Treffsicher erkennt er die La Han Bucht und meint es sei schade, wenn ich nicht dahinfahre. Dann ist er plötzlich der Käpt’n eines Bootes und möchte mir unter allen Umständen ermöglichen dahin zu kommen. Ich gehe nicht darauf ein. Über Preise sprechen wir gar nicht. Ich wende mein Motorrad und brause wieder gegen Süden.
Nach kurzer Fahrtzeit erspähe ich in einer Kurve den Hinweis zu einer Höhle und biege ab. Da im Häuschen für den Eintritt keiner ist, fahre ich weiter bis zum Eingang. Mache meinen Kurzbesuch in der Höhle Dong Hoa Cuong und bin auch nach 5 Minuten durch. Muss nicht sein. Weiter geht’s.
In einem kleinen Örtchen schreien die Lokalbetreiber lautstark alle Vorbeifahrenden an, sie hätten billiges gutes Essen. Beim dritten halte ich an und verbringe den heißesten Teil des Tages geschützt im Schatten, bei Speis und Trank. Wie so oft, ist das Essen in den Ländern in Südostasien einfach fantastisch. Die nette Dame hatte Recht, meine Nudeln mit Ga (Hühnchen) und Mango Smoothie sind lecker. Ich lasse mir Zeit und döse noch etwas in einer Hängematte. Gezahlt habe ich knapp 4 EUR, damit wars auch preiswert.
Aussichtspunkt und Cat Ba Eco-Lodge
Ausgeruht und gestärkt geht es wieder Richtung Cat Ba. Kurz vor dem Nationalpark entdecke ich eine kleinere einsame Straße Richtung Westen und nehme diese. Sie führt mich nach knapp 5 km zu einem mir bereits bekannten Ort. Auf der westlichen Küstenstraße bin ich vor zwei Tagen mit dem Bus nach Cat Ba City gefahren. Es gibt dort am Meer einen Aussichtspunkt namens Choi Vong Canh, ist jedoch nicht unbedingt empfehlenswert. Im Hotel sagte man mir, dort sei ein guter Platz für den Sonnenuntergang. Schon möglich, jetzt ist es aber zu früh dafür.
Wenig später sehe ich ein Schild der Cat Ba Eco-Lodge* und fahre hin. Es handelt sich um ein einfaches Hotel mitten im Wald, hat einen kleinen Pool, Billardtisch und Restaurant. Mein Eindruck, es ist eher ein Hostel, hat aber Charme, wer ein paar Tage Ruhe sucht ist hier genau richtig. Ich zahle meinen Kaffee und mache mich auf, um nochmal in meinen Hotelpool zu springen.
Panorama von Cat Ba City
Den Anblick von Cat Ba aus der Ferne sehe ich gerade das erste Mal. Es scheint die Gebäude ständen im Wettstreit mit der Bergkulisse dahinter. Nun ja, der Rest der Insel ist um ein Vielfaches schöner. Übrigens fast mittig im Bild an dem Bogen, war vor zwei Tagen das Cat Ba Xanh Festival. Ich war am Cannon Fort zur rechten Zeit für den Sonnenuntergang auf der Anhöhe, leider vergebens. Stand nur vor einem verschlossenen Tor eines militärischen Speergebietes mit halbabgerissenen Gebäuden. Oder war ich einfach am falschen Ort?
Fazit der Inselerkundung
Von Cat Ba bis Nationalpark und Aufstieg zum Ngu Lam absolut empfehlenswert. Der weitere Weg in den Norden nicht so sehr, es sei denn jemand plant die Fährfahrt nach Ha Long. Von Cat Ba Stadt zum Nationalpark und zurück sind es etwa 32 km und das wäre auch sehr gut mit einem Mountainbike zu schaffen. Ein Abstecher zur westlichen Küstenstraße ist teilweise reizvoll mit Blick aufs Meer. Dennoch nicht meine allerbeste Empfehlung, da die restliche Strecke zurück nach Cat Ba nur über Asphalt führt.
Ich hatte mich am Abend davor für den Roller entschieden, da es unsicher war, wohin es genau geht. Und auch wegen den Kosten, ein Tag Moped kostet 4-5 EUR, plus Benzin. Das Angebot für ein Mountainbike lag bei sage und schreibe 17 EUR. Ich habe mich nicht nach geführten MTB-Touren erkundigt, eventuell gibt es da was.
Nach Stränden habe ich gar nicht gesucht, denn meine Weiterreise in Vietnams Süden wird sicher weitaus Besseres bieten. Es gibt jedoch Cat Co 1, 2 und 3 südlich des Örtchens, auch dem Rock Trail sollte ein Besuch abgestattet werden. Rund um die Insel Cat Ba gibt es weitaus aufregendere Dinge zu tun, als auf der Insel selbst, unabhängig vom Transportmittel. Dennoch kannst du über die Webseit GetYourGuide* nach weiteren Angeboten wie Bootstouren, Trekking, Felsenklettern etc. durchsuchen oder einfach in den Büros vor Ort nachfragen.
Kajak Tour in der Lan Ha Bucht
Am Vorabend hatte ich eine Kayak Tour in kleiner Gruppe für ca. EUR 25 bei Langur Adventures klargemacht. Gegen 8 Uhr morgens sammeln sich die Leute am Treffpunkt und los geht’s zum Pier Ben Beo. Fünf Minuten Autofahrt reichen, jeder bekommt seinen Passierschein, um den Pier zu betreten und ab aufs Boot.
Die Fahrt geht zuerst vorbei an schwimmenden Fischerdörfern, wo ganze Familien abseits des Festlandes leben. Unsere Exkursion wird gleichzeitig genutzt, um beim Cousin des Käpt’n eine blaue Kiste abzuliefern.
Ein Wachhund fehlt nicht um Unbekannte lautstark anzubellen. Das Boot legt zügig wieder ab. Weiter geht’s einige Kilometer durch die Bucht. Dann werden einige Passagiere vom Boot auf ein anderes übergeben, nicht alle wollen Kayak fahren. Die vier Felsenkletterer fahren auf einem kleineren Kahn zu ihrem Zielort, alle wünschen sich gegenseitig einen schönen Tag und viel Spaß. Die Kombination aus Paketdienst, Kletter- und Kayak Tour in einem, gibt einen ersten Einblick in vietnamesische Geschäftstüchtigkeit, was sich später auf der weiteren Reise immer wieder beobachten lässt.
Eine Kayak Tour ist eine fantastisch naturnahe Sache, sollte man meinen, allzu nachhaltig jedoch auch nicht. Bevor man zum ersten Paddelschlag kommt, hat das Boot schon fässerweise Schiffsdiesel verbrannt, so wie alle anderen Boote, die an diesem Tag unterwegs sind. Nach einer weiteren knappen halben Stunde kommen wir Paddler zu einer schwimmenden Kayak-Verleihstation. Jeder schnappt sich eins und endlich beginnt die eigentlich geplante Tour. Schwimmweste ist zwar lästig aber für jeden obligatorisch.
Nicht jeder Teilnehmer war mit passender Ausrüstung für die Tour vorbereitet. Der wasserdichte 10 Liter Sack, um die wichtigen Sachen trocken mitzuführen, kam von unserem Guide. Wichtig ist besonders passendes Schuhwerk, um auch mal auf teilweise steiniges Ufer ins Wasser zu springen.
Wir paddeln durch glasklares Wasser in eine einsame Bucht, nur unsere 7-köpfige Gruppe ist an diesem Morgen dort. Manch einer springt ins Wasser und schwimmt einige Runden mit Blick auf die Felsen ringsherum, einfach fantastisch. Danach geht’s zurück zum Boot, wir tuckern weiter zum nächsten Ziel, alle Kayaks im Schlepptau.
Dort angekommen geht’s wieder aufs Kayak, schon der Anblick aus der Ferne lässt Outdoor-Abenteuer erahnen. Was dann allerdings wirklich kam, war keinem so richtig bewusst. Nach einigen gelaufenen Metern in einer Höhle, verschwindet unser Guide plötzlich tief geneigt unter den Felsen ins Nichts. Nicht alle sind so klein und drahtig wie er, aber wir müssen ja hinterher, oder? Nach etwa 15 Metern knapp unter Felsen durch den Sand zu kriechen, dann nach oben über spitze Steine zu klettern und am Ende wieder hinunter zum Sandstrand, lohnt sich. Ernüchternd stellt jeder für sich fest, keiner von uns baut den ersten Steinstapel an diesem Ort.
Der Weg unter den Felsen hindurch ist auch der Weg zurück, kein Ort für Platzangst. Jeder ist erleichtert und froh wieder zum Kayak zurück. Doch…
Diebstahl und Glitzersteine auf dem iPhone
Auf meinem Kayak fehlt die rot-schwarze, wasserdichte Packtasche. Ich entdecke diese auf einem anderem Kayak und spreche den Paddler darauf an, der gerade ablegen will. Mit lauter Stimme erklärt der mir, es sei seine. Unser Guide ruft auch, alle bemerken der Abfahrende ist kein Vietnamese, jedoch ohne Reaktion.
Es nützt nichts, ich muss danach greifen und erwische sie auch. Mein Gegenüber springt aus seinem Kayak, er ist Guide einer japanischen Reisegruppe und letzter auf dem Weg zurück zum Kabinenschiff. Ich öffne den Packsack, um zu zeigen, dass es meiner ist. Zur eigenen Verblüffung habe ich ein großes iPhone mit diamantenartigen Glitzersteinen auf der Rückseite in der Hand. Wenig überzeugend, zweifle ich nun auch? Der nächste Griff hinein, befördert meine kleine schwarze Dickies Tragetasche ans Tageslicht, was den Japaner immer noch murrend endlich überzeugt. Ich überreiche ihm das iPhone, er muss es nun schließlich ohne Wasserschäden mit dem Kayak zu seiner Passagierin bringen. Sie muss es in meine Packtasche gesteckt und diese auf einem anderen Kayak abgelegt haben.
Und die Moral von der Geschichte… immer aufpassen, auch dort, wo am wenigsten erwartet. Diebstahl ist in Vietnam äußerst unwahrscheinlich. Dieses Missverständnis zeigt dennoch wie Sachen abhandenkommen können.
Exotisches Mittagessen
Zurück auf dem Boot gibt’s Mittagessen. Kein Fotomaterial vorhanden, da es nach so vielen Paddelschlägen zu schnell verzehrt wurde und neue Armkraft für den Nachmittag benötigt wird. Der Käpten ist zeitgleich der Smutje an Bord und hat richtig was auf den Tisch gestellt. Grüner Salat, Meeresfrüchte Salat, gebratener Fisch und natürlich ordentlich Reis stehen bereit. Drachenfrucht, Banane und Mango werden zum Nachtisch gereicht. Alles frisch, gut zubereitet und zufriedenstellend auf dieser Tour.
Zwei Paddler werden von einem kleinen Boot abgeholt, sie haben nur die Halbtagestour genommen und alle verabschieden sich von ihnen. Gut gestärkt geht es für uns wieder aufs Kayak und wir laufen in eine andere sehr kleine felsumringte Bucht ein. Diesmal kann man nicht schwimmen, alle stehen an Land und bewundern die steil aufragenden hohen Felsen aus nächster Nähe – sehr eindrücklich.
Es bleibt abenteuerlich
Danach geht es weiter zum letzten Tagesziel, wir paddeln in Richtung einer anderen recht großen Bucht und erspähen dort mehrere größere Boote. Die Anfahrt am Nachmittag ist wunderschön, das ist es also, weshalb ich hier bin.
Unser Guide hatte uns schon gesagt, wir gehen jetzt klettern. Doch keinem war klar, was dies so richtig bedeutete. Nachdem wir die Kreuzfahrtschiffe umpaddelt haben, landen alle gut an einem flachen Sandstrand und lassen die Kayaks dort zurück. Der beste Blick auf die Bucht sei von oben, meint er. Wir wandern an einem sehr kleinen buddhistischen Tempel vorbei, dann über spitze Klippen zu einer Art Felsvorsprung. Na dann mal los. Nicht alle machen sich auf den Weg, kann ich jedoch verstehen.
Für einen sicherheitsbewussten Mitteleuropäer sind nicht alle Wege in Vietnam geeignet bzw. vertrauenseinflößend und bergen durchaus gewisse Gefahren beim Laufen im unwegsamen Gelände. Auf meiner weiteren Reise durch Vietnam beobachte ich später immer wieder Orte, auch touristisch erschlossener Art, wo es keinerlei Sicherheitsmaßnahmen nach uns bekannter Art gibt. Der beste Ratschlag ist also anschauen, einschätzen und dann machen oder nicht machen.
Es geht auch ohne Schiffstour
Die Anzahl der Kabinenboote mehrtägiger Reisen in der Ha lan hält sich durchaus in Grenzen. Nicht zu vergessen, ich bin hier in der Lan Ha und nicht in der Halong Bucht. Die großen Boote ankern hier und die Passagiere verweilen beim Schwimmen, Kayak fahren oder Abhängen an Bord.
Das ist der Moment – mir wird klar, dass ich solch eine Schiffstour nicht machen werde. Das Schiff ankert an einem beliebten Ort, Tagesaktivitäten gehören dazu, der Rest ist touristisches Füllprogramm. Viel lieber unternehme ich etwas individuell auf der Insel Cat Ba oder eine weitere Tagestour.
Rückkehr auf die Insel Cat Ba
Nach unserem Strandbesuch paddeln wir zurück zum Boot, dann weiter zum schwimmenden Kayak-Verleih, wo wir die Kanus abliefern. Dann eine weitere knappe Stunde zurück zum Ben Beo Pier auf der Insel Cat Ba, Umstieg in den Landtransport und zurück zum Ausganspunkt vom Morgen. Dort treffen wir auch die Kletterer, sie hatten alle einen schönen Tag, genau wie wir.
Der Magen ruft nach Essen, der Geist nach einem kühlen Bier und der Körper nach etwas Ruhe. Allem wird Schritt für Schritt nach diesem wunderschönen Tag stattgegeben.
Ich kann den Touranbieter Langurs Adventures empfehlen. Auf der Website findest du eine detaillierte Streckenbeschreibung. Aus irgendeinem unbekannten Grund, bekam ich die ganze Tagestour zum Preis der Halbtagestour. Wahrscheinlich wegen der abgelieferten blauen Kiste, oder?
Nächtliches Abenteuer im Kayak
Frühstücksei Nr. 2 und süßes Nichtstun
Gestern Abend hatte ich eine etwas teurere Kayak Tour für 37 EUR im Cat Bat Ventures Büro unterschrieben. War leider nirgendwo günstiger bzw. es war kein anderer Anbieter ausfindig zu machen. Die Tour startet erst am Nachmittag um 16 Uhr und bietet das Erlebnis nachts durch leuchtendes Plankton zu paddeln. Dazu gibt es Abendessen.
Deshalb gehe ich heute Morgen den letzten Tag auf der Insel Cat Ba mal ruhig an und wähle im Hotel Frühstücksei Nr. 2, das klassische Spiegelei, nur einseitig angebraten. Dann langsam im Rooftop Pool anbaden, dort etwas rumliegen und einfach gar nichts tun.
Kurz vor 13 Uhr mache ich mich los zum Mittagessen, meine beste Wahl ist »Yummy 2« ganz in der Nähe vom Hotel. Es ist ein typisches auf Tourismus orientiertes mittelpreisiges Restaurant, ein Sitzplatz in der Nähe eines Ventilators ist empfohlen. Für 5.5 EUR bekomme ich eine gute Portion lecker gebratenen Reis mit Fisch, dazu ein Saigon Special und Milchkaffe auf Eis. Wer Milchkaffee bestellt, wir meist gefragt, ob mit frischer oder dickflüssiger kondensierter, also süßer Milch. Letzteres ist typischer Vietnam-Style.
Mit Akrobatik auf der Fischfarm
Ich mache mich auf zum Treffpunkt, die ersten sind schon da und alle steigen in einen großen Bus. Dann werden weitere Nachtpaddler von Hotel zu Hotel zusammengesucht und es geht wieder zum schon bekannten Pier Ben Beo. Das Boot ist jetzt um einiges größer, die Gruppe ja aber auch.
Unterwegs bringt uns ein kleines Boot etwas Gemüse und Obst fürs Abendessen, die Bootsleute hieven die Taschen gekonnt auf Deck und weiter geht’s. Genau wie am Vortag ist es stark bewölkt, damit kann die Sonne nicht all ihre Strahlen prachtvoll auf dem Wasser spiegeln. Unser Guide erklärt, dass wir zuerst zur Fischfarm fahren, wo er Jahre seines Lebens verbracht hat.
Nun steigen die Passagiere aus und wir bekommen eine kleine Tour, wofür alle über die schmalen, schaukelnden Holzstege laufen müssen. Das ist nicht jedermanns Sache, wir beäugen uns gegenseitig, aber die meisten machen das ganz gut. Manch einer hat mal einen kurzen Wackler. Keiner weiß, was passiert, wenn man ins Wasser fällt und von welcher Art Fisch man dann verspeist wird. Aus der Ferne sieht man jedoch schon, dass sie ganz schön groß sind. Unser Guide hingegen läuft barfuß mit atemberaubender Geschwindigkeit wie ein Seiltänzer über die Bretter, von einem Standort zum nächsten. Es gehen immer wieder bewundernde Blicke für ihn durch die Runde. Die wenigsten wagen den Lauf über die Bretter nicht, aber auch das ist völlig in Ordnung.
In den Netzen werden vorwiegend Grouper gehalten, das sind Zackenbarsche die als kulinarische Spezialität gelten und in der vietnamesischen Küche begehrt sind. Wir sehen auch eine Fütterung bei der ein wildes Gerangel um den größten Futterbrocken herrscht. Die meisten werden verkauft, jedoch werden besonders große Exemplare als Glücksbringer auf der Farm behalten.
Der größte Fisch vor Ort hat sogar einen Namen, heißt Kevin und bringt stattliche 80 kg auf die Waage. Unser Reiseleiter erklärt uns, dass jeder Fisch einmal im Monat gebadet wird. Seltsam, wie geht das? Auf der Farm gibt es große schwimmende Süßwassertanks, dahinein kommt der Grouper für einen Tag, es beschleunige das Wachstum und vermeide Krankheiten.
Phänomen mit bläulichem Leuchtplankton
Nach dem Unterricht in Fischkunde nähern wir uns dem Ziel, kommen zur Kaya-Station, übrigens die gleiche wie zwei Tage zuvor. Nach letzten Instruktionen an Bord, machen sich alle in Badekleidung vom Boot. Alle weiteren Besitztümer werden dort bei der Crew zurückgelassen. Zum einen können wir während der Fahrt schwimmen gehen, sicher ein Erlebnis im Biolumineszenz Plankton. Zum anderen sind gute Fotos auf dem Wasser davon schwer zu machen, also bringt die Kamera nicht viel. Manche nehmen sie dennoch mit.
Das Doppel-Kayak teile ich mir mit einem finnischen Heavy Metal Fan, er spielt natürlich auch in einer Band. Jeder Vordermann im Kayak bekommt eine Stirnlampe verpasst, damit wir uns alle später auch mal wiederfinden. Nach dem Einsteigen heißt es Gruppe sammeln und los zur Nachtfahrt, es ist mittlerweile stockdunkel.
Wir beide finden schnell den richtigen Paddel-Rhythmus, kommen gut voran und da ist es schon. Mit jedem Paddelschlag spritzt leuchtendes Wasser um uns. Die anderen Kanus durchschneiden das ruhige Wasser und ziehen eine Leuchtspur vom Bug bis etwa zur Hälfte des Bootsleibs hinter sich her – sehr beeindruckend. Manche beginnen die Paddel in die Luft zu schwingen, Ergebnis ist eine Art Funkenregen der ins Wasser fällt. Alle haben Spaß und wir fahren kreuz und quer durch eine kleine Bucht.
Alle Vordermänner/-frauen schalten auf Anweisung vom Guide die Lampen an, manche sind etwas abgetrieben. Nach dem Sammeln bekommen wir kurze Anweisung, wie man aus dem Kayak ab- und wieder einsteigt, wer möchte kann schwimmen gehen. Die Hälfte tut es auch. Die Schwimmer haben sehr viel Spaß im Glitzerwasser zu baden, für die im Boot sitzenden hat es auch seinen Reiz, sich das Spektakel aus nächster Nähe anzuschauen.
Reiseerlebnisse für alle Welt
Jetzt heißt es einsteigen, einige Minuten zur Station paddeln und alles geht retour, Kayaks, Paddel, Schwimmwesten und Lampen. Man sieht ringsumher nur frohe Gesichter, es hat sich gelohnt. In der Zwischenzeit hat die Crew das Abendessen zubereitet und es wird angerichtet. Gebratene Austern und Fisch werden gereicht, dazu Reis und Nudeln, grüner Papayasalat, Obst am Ende – ganz große Klasse.
Danach folgt die einstündige Rückfahrt, selbst das große Boot zieht jetzt ab und zu Leuchtspuren hinter sich her. Wir haben uns mittlerweile ein bisschen kennengelernt und erzählen entspannt über Reiseerlebnisse, nächste Reiseziele weltweit oder was jeder so tut und macht. Eine bunte Mischung aus Italien, England, Australien, Indien, Deutschland, Frankreich, Finnland, Färöer-Inseln ist an Bord. Wir erreichen die Pier, steigen in den Bus, jeder wird im Hotel oder am nachmittäglichen Treffpunkt abgeliefert. Gegen 22 Uhr ist die Tour beendet.
Für mich ist der Tag auch zu Ende. Morgen früh geht meine Reise durch Vietnam im Bus weiter zu den Sehenswürdigkeiten der Provinz Ninh Binh etwas weiter südlich.
Reiseinformationen und Reisetipps
Hotel und Unterkunft
In der Stadt Cat Ba gibt es viele preiswerte Angebote für unter 25 Euro, dies sind meist hochgebaute Gebäude, die meisten haben einen Pool. Hostels sind für um die 15 Euro zu haben, oder sogar weniger. Der Vorteil im Ort sind kurze Wege zu einer recht guten Auswahl Restaurants, Reisebüros, Kneipen und Anbieter von Massagen. Es spielt keine große Rolle, wo man im Ort absteigt, die meisten Attraktionen sind fußläufig in max. 15 Minuten zu erreichen. Hier findest du einige Empfehlungen auf booking.com*
Wer den Ort nicht mag und lieber außerhalb übernachten möchte, sucht am besten nach einem Homestay oder Lodge. Davon steht auch eine reichliche Anzahl überall auf der Insel zur Verfügung. Nachteil sind längere Wege z.B. für eine gebuchte Tour, die praktisch alle in Cat Ba starten. Manche Touranbieter offerieren Übernachtungen in einem Homestay auf dem Wasser in einem dieser schwimmenden Dörfer, was auch reizvoll ist.
Wer etwas Besseres möchte bzw. länger auf Cat Ba bleibt, dem stehen auch einige größere Hotels oder Resorts offen, meist ganz im Süden der Insel, z.B. das Hotel Perle d’Orient Cat Ba* oder Flamingo Cat Ba Resort*
Geführte Tour oder auf eigene Faust
Wer bis hierher aufmerksam mitgelesen hat, hat sicher schon eine eigene Meinung dazu. Geführte Touren würde ich immer bevorzugen, da sich das Abenteuer hauptsächlich um die Insel auf dem Wasser abspielt und da kommt man schlecht alleine hin. Alternativ gibt es individuelle Angebote bzw. man kann auch selbst etwas zusammenbasteln, was natürlich mehr Zeitaufwand bedeutet.
Meine beste Empfehlung ist 2 bis 3 Touranbieter vorab im Netz richtig zu prüfen und das passende zu buchen. Das kann durchaus schon ab Hanoi sein. Meist gibt es Touren von Hanoi und zurück. Wer aus purer Natur nicht in die Großstadt zurück möchte, sollte sein nächstes Reiseziel angeben, die Reiseveranstalter haben immer eine praktische Lösung.
Fazit der drei Tage auf und um die Insel Cat Ba
Die Anzahl der Touristen hat sich Ende März durchaus in Grenzen gehalten, das kann jedoch zu anderer Reisezeit ganz anders aussehen. Ich hatte drei aktive Tage mit sehr vielen Eindrücken auf dem Wasser und an Land. In Gesprächen mit anderen Reisenden wurde mir von weiteren Orten berichtet, wo ich nicht war. Hier zwei weitere Ausflugsziele:
- Monkey Island: Bedingt empfehlenswert, da sehr stark mit Tagesausflüglern besucht. Dennoch attraktiv für einen Tag am Dao Khi Sandstrand, sofern die Affen beim Baden nicht zu sehr nerven. Bin übrigens mehrmals daran vorbeigefahren. Aus der Ferne sah ich nicht allzu viele Besucherboote, doch dies kann täuschen.
- Bright Cave (Hang Toi) & Dark Cave (Hang Sung Sot): Touristisch stark frequentierte Orte, die letztere soll größer und schöner sein. Eher mit Booten aus Ha Long City zu erreichen bzw. als Zwischenstopp der mehrtägigen Schiffsreise im Kabinenboot.
Man kann nicht alles haben, dies war auch nicht die Absicht, nur etwas Anschnuppern. Wiederkommen? Keine Frage, definitiv.
Reise durch Vietnam
Die vietnamesische Hauptstadt Hanoi ist der Start für mein Reiseabenteuer durch ganz Vietnam. Die Reiseroute führt mich von Hanoi zur Halong Bucht und die Insel Cat Ba, zu den Sehenswürdigkeiten der Provinz Ninh Binh, in die Kaiserstadt Hue und an den Strand von Hoi An. Schlussendlich reise ich nach Saigon, in die Metropole ganz im Süden Vietnams.
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